In Brasilien ist erstmals ein Mensch schwer an einem Staphylococcus aureus-Stamm (MRSA) erkrankt, der auch gegen Vancomycin resistent ist. Das gegen MRSA am häufigsten eingesetzte Antibiotikum wirkt damit gegen ihn nicht mehr. Außerdem besorgniserregend: Dieser neue Superkeim stammt nicht aus dem Krankenhaus, sondern kursiert in der breiten Bevölkerung. Er könnte daher auch gesunde, nicht immungeschwächte Personen befallen, fürchten die Experten.
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Vancomycin galt lange Zeit als „Mittel der letzten Wahl“ gegen schwere Krankenhausinfektionen. Vor allem gegen multiresistenten Stämme des Bakteriums Staphylococcus aureus (MRSA) war dieses Antibiotikum noch wirksam. Die kugelförmigen Mikroben finden sich auf Haut und Schleimhäute von bis zu 30 Prozent aller Menschen, sind dort jedoch meist unschädlich. Bei immungeschwächten Patienten jedoch können die Bakterien schwere Hautinfektionen, Lungen- und Herzentzündungen und eine tödliche Blutvergiftung auslösen.
Superkeime auch außerhalb des Krankenhauses
Bisher gab es solche MRSA-Fälle vor allem in Krankenhäusern – dort, wo schwerkranke Patienten mit geschwächtem Immunsystem liegen. Doch zunehmend erkranken auch Patienten, die sich außerhalb des Krankenhauses mit MRSA angesteckt haben. Studien zeigen, dass für eine Infektion mit diesem „community-associated“ MRSA schon einfacher Hautkontakt, beispielsweise beim Sport, ausreichen kann.
In Brasilien haben Forscher nun einen Fall einer schweren MRSA-Erkrankung beobachtet, der aus zwei Gründen besorgniserregend ist: Der 35-jährige Mann litt an einer MRSA-Infektion, die sich nicht mehr durch das Antibiotikum Vancomycin behandeln ließ. DNA-Analysen enthüllten, dass der Erreger ein Genstück in sich trug, das ihn gegen das Vancomycin immun machte, wie die Forscher berichten.
Wachsamkeit ist geboten
„Dies ist die erste Infektion des Blutstroms mit einem hochgradig Vancomycin-resistenten MRSA-Bakterium, von der wir wissen“, erklärt Studienleiter Cesar A. Arias, vom University of Texas Health Science Center in Houston. „Wenn wir Vancomycin verlieren, dann wird es sehr schwer und teuer, diese Infektionen zu behandeln.“
Die Tatsache, dass es sich um die leicht übertragbare, außerhalb des Krankenhauses vorkommende Variante des Erregers handelt, sei ein Grund mehr zur Sorge. „Die schlimmste mögliche Resistenz ist nun auch in dem community-associated MRSA-Stamm aufgetaucht“, konstatiert Koautorin Barbara Murray von der University of Texas. Die Präsenz und Verbreitung eines community-associated MRSA-Stamms mit Vancomycin-Resistenz könne ein schwerwiegendes Problem für die öffentliche Gesundheit werden.
Noch ist nur ein Fall einer solchen Infektion bekannt. Dennoch sei es nun nötig, in Südamerika und weltweit MRSA-Fälle besonders intensiv zu überwachen, um eine mögliche Ausbreitung dieses Superkeims rechtzeitig zu bemerken, so die Forscher. (New England Journal of Medicine, 2014; doi: 10.1056/NEJMoa1303359)
(University of Texas Health Science Center at Houston, 22.04.2014 – NPO)