Lokale Wirkung: Von Parodontitis geplagte Patienten müssen künftig vielleicht keine Antibiotika mehr gegen die Zahnfleischentzündung schlucken. Stattdessen könnten die Medikamente direkt im Mund freigesetzt werden. Als Verpackung dienen dabei Stäbchen aus biologisch abbaubaren Polymeren. Sie werden direkt in die Zahnfleischtaschen gesteckt und geben den Wirkstoff nach und nach ab. Dies würde die Antibiotika-Therapie deutlich verträglicher machen, wie Forscher berichten.
Parodontitis ist ein regelrechtes Volksleiden. In Deutschland entwickelt jeder zweite Erwachsene im Laufe seines Lebens eine solche durch Bakterien verursachte Entzündung des zahnumgebenden Gewebes. Was mit harmlosen Symptomen wie Zahnfleischbluten beginnt, führt nach und nach zu einem Abbau des Zahnknochens und der Zahnhaltefasern. Dabei bildet sich häufig ein Spalt zwischen Zahnfleisch und Zahn – eine sogenannte Zahnfleischtasche entsteht. Je weiter der Knochen abgebaut wird, desto weniger Halt hat der Zahn und im Extremfall fällt er schließlich aus.
Doch der Zahnverlust ist nicht die einzige Gefahr: „Durch die großen Wundflächen ist die Barrierefunktion des Körpers stark gestört, sodass vermehrt Stoffe und Bakterien in den Körper gelangen“, erklärt Karsten Mäder von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als Folge kann sich die Entzündung auf den gesamten Organismus ausweiten und zum Beispiel Herzinfarkte oder Lungenentzündungen begünstigen.
Stabiler komplex
Um dies zu verhindern, bekommen Patienten mit schwerer Parodontitis neben der regelmäßigen Zahnreinigung oftmals Antibiotika verordnet. Das Problem dabei: Die Einnahme dieser Mittel in Tablettenform belastet den ganzen Körper und kann unangenehme Nebenwirkungen haben. Besser wäre es, wenn die Medikamente stattdessen lokal wirken würden – dies würde nebenbei auch das Risiko für die Resistenzbildung mindern.