Praktische Alternative: Mediziner haben ein neues Diagnoseverfahren entwickelt, mit dem sich mehrere Krebsarten gleichzeitig identifizieren lassen, darunter Pankreas-, Magen- und Darmkrebs. Die Methode ist zuverlässig, günstig und leicht anzuwenden. Dadurch kann die Technik auch in abgelegenen Regionen der Erde genutzt werden. Zudem ist sie auch noch umweltfreundlicher als herkömmliche Verfahren. Wie funktioniert das?
In ärmeren Ländern besteht oft eine deutlich schlechtere Gesundheitsversorgung als in Industrieländern. Die Menschen haben häufig nicht einmal die Möglichkeit, zum Arzt zu gehen und sich untersuchen oder behandeln zu lassen. Schätzungen zufolge leben etwa 70 Prozent der Menschen, die an Krebs sterben, in einem Land mit niedrigem oder mittlerem Einkommen. In reicheren Ländern sterben demnach deutlich weniger Menschen an Krebs – auch weil es dort zuverlässige Diagnosemethoden wie die Computertomografie (CT) gibt.
Diese Verfahren sind jedoch teuer und basieren auf einer funktionierenden Energieversorgung und modernen medizinischen Infrastruktur. Zuverlässige Diagnose-Tools für Krebs, die ohne diese Faktoren auskommen, gibt es bislang nicht.
Getrocknetes statt flüssiges Blut
Ein Forschungsteam um Ruimin Wang von der Shanghai Jiao Tong University hat nun eine solche Diagnosemethode entwickelt, die obendrein umweltfreundlich ist. Der Nachweis einer Krebserkrankung basiert dabei auf Stoffwechselprodukten im Blut. Anders als bei herkömmlichen Verfahren reichen dafür jedoch bereits winzige getrocknete Blutstropfen auf Papier statt mehrere Milliliter flüssigen Bluts in Plastikbehältern. Ein kleiner Piks in den Finger oder ein anderes Körperteil und fertig. Das erleichtert die Probengewinnung und -lagerung, auch weil das Blut in dieser Form nicht gekühlt oder vakuumiert werden muss und mehrere Tage aufbewahrt werden kann.
Die eigentliche Diagnose geschieht anschließend in einem regionalen Labor mit einem speziellen Massenspektrometer (NPELDI MS), wie das Team berichtet. Dieses Gerät erkennt selbst geringe Mengen an Stoffwechselprodukten in den Blutproben. Ein Computer gleicht diese anschließend mit zuvor hinterlegten Stoffwechselprofilen von Krebsarten ab.
Innerhalb weniger Minuten können so verschiedene Krebserkrankungen diagnostiziert werden, darunter Pankreas-, Magen- und Darmkrebs, so Wang und seine Kollegen. Dafür seien weder organische Lösungsmittel noch aufwendige Reinigungsschritte nötig. Stattdessen werden die Stoffwechselprodukte an anorganische Eisen-Nanopartikel gebunden.
Günstige Alternative nicht nur für ärmere Länder
Die Methode ist genauso zuverlässig wie ähnliche Verfahren, die flüssige Blutproben verwenden, wie Tests ergaben. Die neue Technik sei jedoch leichter anzuwenden, kostengünstiger und zugleich umweltfreundlich, wie Wang und seine Kollegen berichten. Sie könne daher sowohl in reicheren als auch in ärmeren Ländern zur Krebserkennung genutzt werden. „Der Ansatz ist praktisch und kann ein hohes Maß an diagnostischer Genauigkeit erreichen, selbst wenn er von örtlichem Gesundheitspersonal in ressourcenbeschränkten klinischen Umgebungen durchgeführt wird“, schreiben Wang und seine Kollegen.
Sie schätzen, dass damit bis zu 50 Prozent weniger Krebserkrankungen übersehen würden. Dadurch könnten auch mehr Betroffene behandelt werden, sodass weniger Menschen sterben. (Nature Sustainability, 2024; doi: 10.1038/s41893-024-01323-9)
Quelle: Nature Sustainability