Gute Nachrichten: Die durch Impfung oder Infektion erzeugten T-Zellen wirken auch gegen die Omikron-Variante von SARS-CoV-2. In Tests erwiesen sich bis zu 86 Prozent der T-Zell-Ansatzstellen am Spike-Protein des Coronavirus als unverändert. Bezogen die Forscher auch die anderen Proteine des Virus mit ein, waren es sogar 95 bis 98 Prozent. Das spricht dafür, dass auch die nicht angepasste Impfung vor schweren Verläufen von Covid-19 bewahren kann.
Die Omikron-Variante des Coronavirus SARS-CoV-2 breitet sich weltweit weiter aus und wird zusehends dominant. Sorge bereitet dabei, dass diese Variante gleich 50 Mutationen trägt und dadurch gegenüber dem Ursprungstyp und früheren Mutanten deutlich verändert ist. Erste Tests haben bereits ergeben, dass die Antikörper Geimpfter und Genesener nur noch sehr eingeschränkt gegen die Omikron-Variante wirken. Die vom Totimpfstoff CoronaVac hervorgerufenen Antikörper scheinen sogar komplett unwirksam zu sein.
Wie wirksam sind die T-Zellen noch?
Unklar war jedoch bisher, wie es mit dem Immunschutz durch T-Zellen aussieht. Diese Abwehrzellen werden ebenfalls in Reaktion auf Infektion oder Impfung gebildet. Ähnlich wie Antikörper erkennen sie das Coronavirus an bestimmten Proteinstrukturen, lagern sich an und zerstören die von Viren befallenen Zellen. „T-Zellen tragen so zu einer schnellen Beseitigung des Virus bei und verringern die Schwere der Erkrankung selbst dann, wenn die Antikörper-Reaktion geschwächt ist“, erklären Syed Faraz Ahmed von der Wissenschaftlich-Technischen Universität Hongkong und seine Kollegen.
Das Forschungsteam hat nun getestet, ob die von Genesenen und Geimpften gegen die alten Coronavirus-Varianten gebildeten T-Zellen auch gegen Omikron wirken. Dafür verglichen sie zunächst alle bisher bekannten Ansatzstellen von T-Zellen am Spikeprotein mit den Mutationen der Omikron-Variante ab – insgesamt waren dies 224 Epitope für CD8+-T-Zellen und 167 für CD4+-T-Zellen.
Zellulärer Immunschutz kaum beeinträchtigt
Das Ergebnis: Nur 14 Prozent aller CD8+-und 28 Prozent der CD4+-Zellen zielten auf Ansatzstellen, die bei Omikron an mindestens einer Position verändert waren. „Das deutet darauf hin, dass die große Mehrheit der T-Zell-Epitope – 86 beziehungsweise 72 Prozent – bei Omikron nicht beeinträchtigt sind“, berichten die Forscher.
Noch günstiger sah es aus, als sie auch T-Zell-Ansatzstellen an anderen viralen Proteinen von SARS-CoV-2 mit einbezogen: Von den 745 Epitopen für CD8+-T-Zellen und 373 für CD4+-T-Zellen sind 98 beziehungsweise 95 Prozent bei der Omikron-Variante unverändert geblieben. „Wir erwarten daher, dass die erworbenen T-Zell-Immunität auch gegen Omikron größtenteils intakt bleibt“, so das Team.
Schutz vor schweren Verläufen, nicht aber vor der Infektion
„Auch wenn dies noch eine vorläufige Studie ist, sind dies gute Nachrichten“, betont Seniorautor Matthew McKay von der University of Melbourne. Denn es spreche dafür, dass auch die nicht angepassten Impfungen und Booster weiterhin gegen schwere Verläufe von Covid-19 schützen. „Selbst wenn Omikron oder eine andere Virusvariante den Antikörpern ausweichen kann, liefert die robuste T-Zell-Antwort noch immer einen Schutz und hilft dabei, schwere Erkrankungen zu verhindern.“
Allerdings betonen die Wissenschaftler auch, dass T-Zellen allein nicht ausreichen, um eine Infektion mit SARS-CoV-2 zu verhindern. „Die T-Zell-Antwort allein schützt nicht vor Infektion und kann daher auch eine Übertragung nicht verhindern“, schreiben sie. Daher könnte die Fallzahlen und Inzidenzen durch Omikron wegen der reduzierten Antikörperreaktion trotzdem ansteigen. Die zelluläre Immunantwort kann aber dazu beitragen, dass von den infizierten Geimpften oder Genesenen nur sehr wenige im Krankenhaus behandelt werden müssen. (Viruses, 2022; doi: 10.3390/v14010079)
Quelle: Hong Kong University of Science and Technology