Elektronische Schlaffresser: Je mehr Zeit Jugendliche am Tag mit Computer, Tablet oder Handy verbringen, desto kürzer und schlechter schlafen sie nachts, wie norwegische Forscher herausgefunden haben. Schon mehr als zwei Stunden reichen demnach für eine negative Wirkung aus. Die Forscher empfehlen zudem, Bildschirm-Geräte nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen zu nutzen, denn dann ist ihre schlafstörende Wirkung am stärksten.
Ausreichend Schlaf ist besonders für Kinder und Jugendliche essenziell. Denn er hilft ihnen beim Lernen und ist für das Gehirn eine wichtige Regenerationspause. Aber gerade in der Pubertät schlafen Jugendliche notorisch zu wenig, wie Studien zeigen. Statt der nötigen acht bis neun Stunden sind es meist maximal 6,5.
Studie mit 10.000 Jugendlichen
Einen der möglichen Gründe dafür haben nun Marti Hysing vom Regional Centre for Child and Youth Mental Health and Child Welfare in Bergen und seine Kollegen untersucht. Sie wollten wissen, ob die Nutzung von Tablets, Handys, MP3-Player und PCs bei den Jugendlichen möglicherweise Schlafdefizite und Einschlafprobleme fördern. Für ihre Studie befragten die Forscher knapp 10.000 Jugendliche im Durchschnittsalter von 17 Jahren, die an einer Kohortenstudie im norwegischen Hordaland teilnahmen.
Die Mädchen und Jungen sollten in einem Online-Fragebogen angeben, welche Geräte sie tagsüber und in der Stunde vor dem Einschlafen nutzten und wie viel Zeit sie mit ihnen täglich nach der Schule verbringen. Zudem wurden die Teilnehmer gefragt, wie viele Stunden Schlaf sie ihrer Meinung nach benötigen. In einem Online-Tagebuch gaben die Jugendlichen zudem an, wie lang sie an Wochentagen und am Wochenende tatsächlich schliefen und wie lange sie zum Einschlafen benötigten.
Negative Folgen schon bei mehr als zwei Stunden täglich
Die Auswertung ergab einen deutlichen Zusammenhang: Je länger ein Jugendlicher tagsüber vor einem Bildschirm verbrachte, desto schlechter und weniger schlief er Nacht. „PC, Spielekonsole, TV, Handy oder Tablet führten alle zu einem um mehr als 60 Minuten verzögerten Einschlafen – vor allem, wenn sie unmittelbar vor den Schlafengehen genutzt wurden“, berichten die Forscher.
Aber auch die Zeit, die die Jugendlichen tagsüber vor den Geräten verbrachten, wirkte sich auf ihren Nachtschlaf aus: Diejenigen, die mehr als zwei Stunden täglich mit chatten, spielen oder anderen Bildschirmaktivitäten verbrachten, hatten eine mehr als dreifach höhere Wahrscheinlichkeit, weniger als fünf Stunden Schlaf in der Nacht zu bekommen. „Dieser Zusammenhang war umso deutlicher, je länger die Jugendlichen diese Geräte nutzten und je mehr verschiedene Geräte sie parallel einsetzten“, so Hysing und seine Kollegen.
Aufregung, Zeitmangel oder störendes Licht?
Warum Tablet, Handy und Co den Schlaf verkürzen und stören, ist noch nicht ganz klar. So könnte es sein, dass die Jugendlichen sich schlicht nicht vom Bildschirm lösen können und deshalb später ins Bett gehen als es gut für sie wäre. Gegen diesen Effekt als einzige Erklärung spricht allerdings, dass viele Teilnehmer angaben, dass sie auch selbst eigentlich gerne mehr schlafen würden. Möglich wäre nach Angaben der Forscher auch, dass das Chatten und Co die Entspannung vor dem Schlafengehen stört, weil es emotional zu aufregend ist.
Wahrscheinlich ist auch ein weiterer, bereits in einigen Studien festgestellter Effekt: Das helle, bläuliche Licht der Bildschirme stört die innere Uhr und verhindert, dass Müdigkeitshormone ausgeschüttet werden. Dadurch kommt es zu Einschlafproblemen. „Das ist dann ein echter Teufelskreis“, erklären die Forscher: Die Jugendlichen können nicht einschlafen und surfen oder spielen deshalb noch ein bisschen. Das wiederum verhindert nun erst recht, dass sie schlafen können.
„Medienkonsum lieber beschränken“
„Unsere Ergebnisse bestätigen die Empfehlungen, den Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen zu beschränken“, konstatieren Hysing und seine Kollegen. Bisher gelten diese Empfehlungen nur für das Fernsehen. Doch die Forscher halten es für dringend nötig, dass diese nun auch auf andere elektronische Geräte wie PCs, Tablets oder Handys erweitert werden.
Denn wie sich jetzt zeigt, haben diese Geräte einen ähnlich negativen Effekt auf den Schlaf der Kinder und Jugendlichen wie schon für das Fernsehen bekannt. Ob und wie Eltern solche Begrenzungen dann bei ihren Sprösslingen auch durchsetzen können und wollen, bleibt abzuwarten. (BMJ Open, 2015; doi: 10.1136/bmjopen-2014-006748)
(BMJ-British Medical Journal, 03.02.2015 – NPO)