Die Untersuchung von Ähnlichkeiten zwischen Proteinen ist eine wichtige Strategie bei der Fahndung nach neuen Wirkstoffen. Bisher konzentrierte man sich hierbei auf die Aminosäuresequenz oder die Wirkungsweise der Proteine. Doch evolutionär gesehen ist es die räumliche Struktur, also die Faltung der Proteine, die wesentlich stärker konserviert ist als ihre Sequenz. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für molekulare Physiologie in Dortmund haben jetzt eine neue Strategie für die Suche nach Wirkstoffkandidaten vorgestellt, die auf so genannten Proteinstruktur-Ähnlichkeits-Clustern aufbaut.
Diese können aus Enzymen mit ähnlicher Kernstruktur, die an ganz verschiedenen Reaktionen beteiligt sind und völlig unterschiedliche Funktionen haben, bestehen. So ergab eine kleine Bibliothek von nur 147 Verbindungen, die ausgehend von einem in der Natur vorkommenden Inhibitor eines dieser Enzyme erzeugt wurde, neue leistungsfähige und selektive Hemmstoffe für andere Enzyme dieses Clusters. Proteinstruktur-Ähnlichkeits-Cluster erscheinen daher als eine neue erfolgversprechende Methode, um – ausgehend von evolutionär erprobten Naturstoffen – neue Arzneistoffe zu entwickeln.
Naturstoffe als Startpunkte
Die Wissenschaftler um Professor Herbert Waldmann sind speziell an jenen kleinen, Arzneistoff-ähnlichen Molekülen interessiert, die krankheitsrelevante Proteine in ihrer Funktion beeinflussen. Die Forscher verfolgen dabei den Ansatz, dass Naturstoffe sich besonders gut als Startpunkte eignen, um von ihnen ausgehend neue Moleküle zu synthetisieren, die als Grundlage für die Entwicklung potentieller Wirkstoffkandidaten dienen könnten.
Ihr Vorgehen beruht auf der Erkenntnis, dass natürlich vorkommende Substanzen, die von ihren Erzeugerorganismen, wie Pflanzen, Meeresschwämme, Pilze unter anderem, etwa zu Abwehrzwecken von potentiellen Fraßfeinden produziert werden, im Zuge der Evolution selektiert wurden, um mit bestimmten Proteindomänen effektiv in Wechselwirkung zu treten. Diese Proteindomänen stellen die Bausteine dar, aus denen Proteine aufgebaut sind. Zu ihrem Aufbau verwendet die Natur nur ein begrenztes Repertoire an Strukturmotiven – man schätzt diese auf ca. 1.000 -, die dann je nach Funktion des Proteins variiert werden.