Vermeidbare Folgen: In Deutschland werden die risikoreichen Fluorchinolon-Antibiotika noch immer zu häufig verschrieben – obwohl diese Mittel schwere Nebenwirkungen haben. Dennoch haben im Jahr 2018 mehr als drei Millionen Patienten in Deutschland Ciprofloxacin und andere Fluorchinolone erhalten, wie das Wissenschaftliche Institut der AOK ermittelt hat. Dadurch erlitten mehr als 40.000 Patienten Nebenwirkungen wie eine Schädigung des Nervensystems, der Hauptschlagader oder einen Sehnenriss.
Antibiotika sind wichtige Waffen gegen bakterielle Infektionen. Aber diese Mittel sind weder harmlos noch frei von Nebenwirkungen – im Gegenteil. Gerade Ciprofloxacin und andere Antibiotika aus der Klasse der Fluorchinolone sind in den letzten Jahren zunehmend in Verruf geraten. Denn diese Wirkstoffe schädigen das Bindegewebe und können Sehnenrisse, Netzhautschäden und sogar lebensgefährliche Risse in der Aorta verursachen.
Wegen der potenziell schweren Nebenwirkungen der Fluorchinolone sollen diese Antibiotika heute nur noch in schweren Fällen oder gegen resistente Erreger eingesetzt werden. Bereits 2008 berichtete die US-Arzneimittelbehörde FDA über die Risiken dieser Wirkstoffe und auch deutschen Behörden reagierten: Von den ursprünglich 16 Mitteln dieser Antibiotikaklasse sind heute bei uns nur noch fünf auf dem Markt.
Fünf Prozent der Kassenpatienten betroffen
Doch viele Ärzte scheinen die Warnungen zu ignorieren, wie nun eine Erhebung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) enthüllt: Im Jahr 2018 wurden die umstrittenen Mittel in Deutschland noch immer 3,3 Millionen Patienten verschriebene – dies entspricht fast fünf Prozent aller Kassenpatienten. Damit gehören die Fluorchinolone in Deutschland noch immer zu den häufig verordneten Antibiotika – trotz des bekannten Risikos.