Eine Schwangerschaft kann nur dann erfolgreich verlaufen, wenn das Immunsystem der Mutter das Kind toleriert. Das ist nicht selbstverständlich – schließlich hat das Ungeborene auch Eigenschaften von seinem Vater mitbekommen. Darum stellt es für das Immunsystem der Mutter letztlich einen Fremdkörper dar, der eigentlich angegriffen werden müsste. Warum das Kind meistens dennoch verschont bleibt, soll bei einem Forschungsprojekt an der Frauenklinik der Uni Würzburg geklärt werden.
Es geht darum, die in der Gebärmutterschleimhaut vorhandenen Immunzellen und deren Wechselwirkungen mit dem ungeborenen Kind im zweiten und letzten Schwangerschaftsdrittel zu charakterisieren. Die Wissenschaftler hoffen auf wichtige Einblicke in die immunbedingten Ursachen von Fehl- und Frühgeburten sowie von bestimmten Schwangerschaftserkrankungen.
Für dieses Projekt haben Marc Sütterlin, Ulrike Kämmerer, Lorenz Rieger, Arnd Hönig, Michaela Kapp und Johannes Dietl ein Förderstipendium von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe erhalten. Es ist mit 7.500 Euro dotiert und bedeutet zugleich eine Auszeichnung für die an der Frauenklinik schon geleistete Forschungsarbeit.
Die bisherigen Ergebnisse der Würzburger Wissenschaftler zeigen, dass während der Schwangerschaft in der Gebärmutterschleimhaut eine komplexe Zusammenarbeit zwischen den Zellen des Kindes und verschiedenen Immunzellen der Mutter vorliegt. Letztere variieren bis zur Geburt stark in ihrer Art und Anzahl. Sind Frühgeburten und andere Störungen der Schwangerschaft auf eine veränderte Zusammensetzung dieser Immunzellen zurückzuführen? Diese Frage steht im Mittelpunkt der geförderten Untersuchungen.
Professor Sütterlin nahm das „Organon-Forschungsstipendium für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Gynäkologie einschließlich der interdisziplinären Erforschung der menschlichen Fortpflanzung“ stellvertretend für die Forschungsgruppe entgegen. Er bekam es beim 55. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Hamburg feierlich überreicht.
(Universität Würzburg, 13.01.2005 – NPO)