Die so genannte „Schweinegrippe“ hat jetzt auch Deutschland erreicht. Das Nationale Referenzzentrum für Influenza des Robert Koch-Instituts (RKI) bestätigte heute die ersten drei Erkrankungsfälle durch das neue Influenza Virus A/H1N1.
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Bei den Infizierten handelt sich um eine 22 Jahre alte Frau, die nach einer Mexikoreise mit Influenza-ähnlichen Symptomen in Hamburg ins Krankenhaus gekommen war, einen Mann Ende 30, der in der Universitätsklinik Regensburg behandelt wird und um eine Frau aus Kulmbach. Die 37-jährige Frau war ebenfalls vor kurzem aus Mexiko zurückgekehrt. Daneben werden laut dem RKI derzeit einzelne weitere Verdachtsfälle aus unterschiedlichen Bundesländern untersucht.
Deutschland ist vorbereitet
Die RKI-Seuchenexperten hatten bereits in den vergangenen Tagen gewarnt, dass die Einschleppung von Fällen möglich sein könnte und am 26. April 2009 von ersten Verdachtsfällen hierzulande berichtet. Auf eine solche Situation hat sich Deutschland in den vergangenen Jahren aber vorbereitet. So veröffentliche das RKI Anfang 2005 den gemeinsam von Bund und Ländern getragenen Nationalen Pandemieplan und eine aktualisierte Fassung 2007. Der Pandemieplan enthält Maßnahmen, Aufgaben und Handlungsempfehlungen und erläutert die wissenschaftlichen Zusammenhänge der Pandemieplanung.
Für die Einschleppung von Fällen hatten die Gesundheitsbehörden des Bundes und der Länder zudem bereits Maßnahmen ergriffen. Zusammen mit dem Bundesministerium für Gesundheit und den Ländern hat das RKI die bestehenden Empfehlungen zum Vorgehen in solchen Situationen an die aktuelle Situation angepasst und den Gesundheitsämtern, Krankenhäusern und Ärzten zur Verfügung gestellt.
Die Maßnahme-Empfehlungen sind auch auf den Internetseiten des Robert Koch-Instituts abrufbar. Darunter sind auch Empfehlungen für Gesundheitsbehörden vor Ort zum Vorgehen bei einem Schweinegrippe-Verdachtsfall, zur Probenentnahme und Hinweise für Flugpassagiere, in deren Flugzeug sich Personen mit Atemwegserkrankungen aufhielten (in Englisch, Deutsch, Spanisch). Bezüglich des Schutzes des Medizinpersonals greifen die bestehenden Empfehlungen, wie sie bei Influenza üblich sind.
Keine Gefahr für die Bevölkerung?
Für die Bevölkerung sieht das RKI derzeit nach wie vor keine allgemeine Gefährdung durch die Schweinegrippe. Generell empfohlene persönliche Hygienemaßnahmen sollten aber besonders beachtet werden, insbesondere bei Kontakt zu Reiserückkehrern aus betroffenen Regionen.
Influenzaviren werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen. Insbesondere beim Niesen oder Husten können Erreger auch auf die Hände gelangen und darüber weiterverbreitet werden. Daher wird häufiges Händewaschen empfohlen. Außerdem sollten die Hände vom Gesicht ferngehalten werden, da die Erreger leicht auf die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund übergehen können. Beim Husten sollte in den Ärmel gehustet werden.
Vorhandene Medikamente scheinen zu helfen
Wie das RKI weiter mitteilte, scheinen so genannte Neuraminidasehemmer – antivirale Medikamente gegen Influenzaviren – auch bei dem neuen Schweinevirus wirksam zu sein. Es sei bislang aber nicht bekannt, ob der saisonale H1N1-Impfstoff gegen dieses Virus schütze, das werde derzeit geprüft.
In den USA und vor allem in Mexiko sind inzwischen insgesamt mehrere hundert Menschen an Schweine-Influenza erkrankt, die durch ein neuartiges Influenzavirus verursacht wurden, auch in anderen Staaten wurden erste Fälle bestätigt, der erste Fall in Europa trat in Spanien auf. Die Symptome der neuen Grippe sind ähnlich wie bei saisonaler Influenza, vor allem Fieber, Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen; in Mexiko gab es eine Reihe von Todesfällen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das A/H1N1-Virus am 25. April 2009 als gesundheitliches Risiko von internationaler Bedeutung eingestuft, eine vergleichbare Bewertung gab es zuletzt beim Auftreten von SARS 2003. Die WHO hat zudem zwei Tage später die pandemische Warnphase 4 aufgerufen. Sie hält aber auch eine weitere Hochstufung für möglich.
Persönliche Schutzmaßnahmen bei Virusinfektionen
Ausführliche Informationen zu persönlichen Schutzmaßnahmen bei Virusinfektionen sind in der Broschüre „Selbstverteidigung gegen Viren“ enthalten, die unter www.wir-gegen-viren.de abrufbar ist.
(idw – Robert Koch-Institut, 29.04.2009 – DLO)