Letzter Ausweg? Ob ein Patient mit Depressionen selbstmordgefährdet ist, könnte künftig ein Blick ins Gehirn verraten. Denn die Verknüpfung bestimmter Netzwerke im Denkorgan ist bei Patienten mit suizidalem Verhalten anders als bei Patienten ohne eine solche Vorgeschichte, wie eine Studie nahelegt. Womöglich ergeben sich daraus neue Ansätze für Prävention und Therapie.
Rund 10.000 Menschen nehmen sich in Deutschland jedes Jahr das Leben – häufig sind es Depressionen, die sie in den Tod treiben. Diese und andere affektive Störungen gehen oftmals mit einem erhöhten Risiko zur Selbsttötung einher. Doch die Alarmzeichen bei Betroffenen zu erkennen, ist für Angehörige und selbst für Mediziner nicht immer leicht.
Wer ist gefährdet?
„Aktuell gibt es nur wenige Möglichkeiten, Individuen mit einem erhöhten Risiko für suizidales Verhalten zu identifizieren“, erklärt Koautor Scott Langenecker von der University of Utah in Salt Lake City. „Wir müssen uns auf die Eigeneinschätzung des Patienten und das Urteil des behandelnden Arztes verlassen. Das ist gut, aber nicht gut genug.“
Bekannt ist, dass Erkrankungen wie Depressionen mit Auffälligkeiten in neuronalen Schaltkreisen wie dem kognitiven Kontrollnetzwerk, dem Salienz-Netzwerk und dem Default-Mode-Netzwerk in Verbindung stehen. Langenecker und seine Kollegen um Erstautor Jonathan Stange von der University of Illinois in Chicago haben sich daher nun gefragt: Könnte der Blick auf diese Hirnnetze auch etwas über das Selbstmordrisiko verraten?