So früh wie möglich: Ein früher Kontakt mit Erdnüssen kann das Allergierisiko von Kindern um bis zu 80 Prozent senken. Wann genau Kinder erstmals erdnusshaltige Nahrung bekommen sollten, haben nun US-Mediziner in neuen Richtlinien zusammengestellt. Demnach sollten nicht vorbelastete Kinder die ersten Erdnüsse mit sechs Monaten bekommen. Kinder mit Neurodermitis sogar schon ab vier Monaten – aber unter Aufsicht des Kinderarztes.
Bis zu drei Prozent aller Kinder in Europa und den USA reagieren inzwischen allergisch auf Erdnüsse – Tendenz weiter steigend. „Die Erdnuss-Allergie hat sich in den letzten Jahren zu einer richtigen Epidemie entwickelt“, sagt Stephen Tilles vom American College of Allergy, Asthma and Immunology (ACAAI). Warum diese Lebensmittel-Allergie zunimmt, ist bisher unklar. Es gibt aber Hinweise darauf, dass zuviel Vitamin D in der Schwangerschaft und Veränderungen der Darmflora eine Rolle spielen könnten.
Als Folge sind viele Eltern heute unsicher, ob und ab wann sie ihren Kindern Erdnüsse oder erdnusshaltige Nahrungsmittel geben sollen. Kann der frühe Kontakt die Allergie womöglich erst auslösen? Oder ihren Ausbruch vielleicht doch verhindern?
80 Prozent weniger Allergiefälle
Einen entscheidenden Durchbruch in dieser Frage brachte 2015 eine US-Langzeitstudie. Sie ergab, dass gerade Kinder mit hohem Allergierisiko von einem frühen Kontakt mit Erdnüssen profitieren: Ihr Risiko, eine Allergie gegen die Nussproteine zu entwickeln, sank um gut 80 Prozent. „Damit haben wir nun einen klaren Wegweiser, wie sich neue Fälle verhindern lassen“, sagt Tilles.
Die Gesundheitsbehörden der USA haben auf Basis dieser Studie nun neue Richtlinien darüber herausgegeben, wie und wann Eltern ihren Kindern Erdnüsse geben sollen. „Das Leben mit einer Erdnuss-Allergie erfordert ständige Wachsamkeit. Wenn wir die Entwicklung dieser Allergie verhindern, können wir Leben verbessern und retten“, sagt Anthony Fauci, Leiter des US National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID).
Ab vier oder sechs Monaten
Für Kinder mit bereits bestehender Neurodermitis oder einer Allergie gegen Eier wird empfohlen, schon im Alter von vier bis fünf Monaten erstmals erdnusshaltige Nahrung zu füttern. Wichtig in diesem Fall: Weil diese Kinder ein besonders hohes Risiko für eine Erdnuss-Allergie haben, sollte dieser Erstkontakt in der Praxis eines Kinderarztes erfolgen, am besten nach einem Allergietest.
Wie die Mediziner betonen, kann ein Kind selbst nach einem positiven Hauttest auf Erdnuss-Allergie von diesem Kontakt profitieren: „Die Studie ergab, dass gerade die Kinder, die bereits auf Erdnüsse reagieren, am meisten von dem frühen Kontakt profitieren“, sagt Matthew Greenhawt vom ACAAI.
Kinder mit milden Ekzemen oder gar keinen Anzeichen für bestehende allergische Erkrankungen sollten ab einem Alter von sechs Monaten erstmals erdnusshaltige Nahrung bekommen. In allen Fällen sollte dies erst dann erfolgen, wenn die Kinder schon an Brei und Co gewöhnt sind. „Diese Richtlinien helfen Eltern nun dabei, das Allergie-Risiko für ihre Kinder so gering wie möglich zu halten“, sagt Tilles.
(American College of Allergy, Asthma, and Immunology, 06.01.2017 – NPO)