Geheimnisvolle Interaktion: Die Zellen in der weiblichen Gebärmutterschleimhaut gehen offenbar eine bisher unbekannte Bindung mit Spermien ein. Wie Forscher berichten, erkennen die Schleimhautzellen bestimmte Moleküle auf der Oberfläche der Spermien – möglich machen dies spezielle Rezeptoren. Die Bedeutung dieser Interaktion ist zwar noch unklar. Sie könnte jedoch eine wesentliche Rolle im Wettlauf zur Eizelle spielen und den Samenzellen das Überleben erleichtern.
Spermien haben es nicht leicht: Auf ihrem Weg zur Eizelle müssen sie im Wettstreit mit Millionen Konkurrenten durch zähen Schleim schwimmen, widrige chemische Umgebungen passieren und auch noch eine gezielte Attacke des weiblichen Immunsystems überstehen. Denn sobald die Samenzellen den Uterus erreichen, werden sie von Makrophagen und Neutrophilen, einem Untertyp weißer Blutkörperchen, angegriffen. Diese Reaktion des angeborenen Immunsystems reduziert die Zahl der potenziellen Befruchtungspartner drastisch. Nur wenige hundert Spermien gelangen anschließend in den Eileiter.

Oberflächenmoleküle im Visier
Doch was bestimmt, welche Samenzellen die Attacke des körpereigenen Abwehrsystems überleben? Dieser Frage sind nun Wissenschaftler um Eillen Tecle von der University of California in San Diego nachgegangen. Sie interessierte besonders, welche Rolle sogenannte Glykane auf der Oberfläche der Spermien in diesem Zusammenhang spielen. Das Ende einiger dieser Moleküle besteht nämlich aus Sialinsäuren – und genau diese Stoffe nutzt das Immunsystem, um zwischen fremd und eigen zu unterscheiden.
Für ihre Studie testeten Tecle und ihre Kollegen zunächst, ob die Sialinsäuren auf den Spermien möglicherweise die Aktivierung von Immunzellen wie den Neutrophilen verhindern können. Überraschenderweise zeigte sich jedoch: Es machte keinen Unterschied, ob eine Samenzelle reich an Sialinsäuren auf ihrer Oberfläche war oder wenige bis gar keine dieser Verbindungen auf ihrer Oberfläche exprimierte.