Medizin

Sport: Besser spät als nie

Negative Folgen von Bewegungsmangel lassen sich auch im mittleren Alter noch ausgleichen

Runter vom Sofa und einfach mal loslaufen: Das lohnt sich auch für ältere Menschen noch. © Halfpoint/ iStock.com

Sport statt Sofa: Auch wer erst im mittleren Alter beginnt, regelmäßig Sport zu treiben, tut seinem Herzkreislaufsystem einen Gefallen. Denn den negativen Folgen jahrelangen Couchpotato-Daseins können selbst 40- bis 60-Jährige durch ein straffes Trainingsprogramm noch effektiv entgegenwirken, wie eine Studie nun nahelegt. Schon nach zwei Jahren zeigen sich demnach bei einstigen Bewegungsmuffeln positive Effekte für die Herzgesundheit.

Dass Sport die Gesundheit fördert, ist nichts Neues: Regelmäßige körperliche Aktivität wirkt Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen entgegen, hält das Gehirn fit und das Herz jung. Wer sein Leben lang gesund bleiben will, sollte daher in Bewegung bleiben – eigentlich wissen wir das.

Im Alltag sind wir jedoch trotz aller guten Vorsätze oft Bewegungsmuffel: Im Job sitzen wir viel zu viel und nach Feierabend wirkt das Sofa meist verlockender als das Laufband im Fitnessstudio. Doch es gibt eine gute Nachricht: Es ist nie zu spät, um mit dem Sport zu beginnen, wie Wissenschaftler um Benjamin Levine von der University of Texas in Dallas nun herausgefunden haben.

Schluss mit dem Faulenzen

Die Forscher wollten wissen, wie sich ein regelmäßiges Sportprogramm auf die Herzgesundheit von Menschen mittleren Alters auswirkt, die zuvor jahrelang ein Couchpotato-Dasein gefristet und sich kaum bewegt haben. Zu diesem Zweck rekrutierten sie 53 Bewegungsmuffel im Alter zwischen 45 und 64 Jahren und motivierten diese zum Sport: Ein Teil der Probanden ging über einen Zeitraum von zwei Jahren dreimal die Woche zum Yoga, die andere Gruppe absolvierte dagegen ein strafferes Fitnessprogramm.

Konkret ging diese Gruppe vier- bis fünfmal die Woche für jeweils mindestens 30 Minuten zum Training. Neben moderaten Einheiten wie Fahrradfahren oder Walking und einem Termin für Kraftübungen kam zunächst einmal, später zweimal wöchentlich ein sogenanntes Hoch-Intensitäts-Intervall-Training hinzu. Wie würde dieses, das Herzkreislaufsystem fordernde Sportprogramm das Pumporgan der Teilnehmer beeinflussen?

Deutliche Effekte

Es zeigte sich: Die negativen Effekte durch ein jahrelanges Couchpotato-Dasein können durch intensives Training offenbar reduziert und teilweise sogar wieder umgekehrt werden. So verbesserte sich bei den Probanden nach zwei Jahren regelmäßiger, schweißtreibender Sporteinheiten unter anderem die maximale Sauerstoffaufnahme im Schnitt um 18 Prozent – ein Zeichen für eine bessere Ausdauerfähigkeit. Bei der Yoga-Gruppe zeigte sich hingegen keine Veränderung.

Zudem wurde der Muskel der linken Herzkammer durch das Training um mehr als 25 Prozent elastischer, während sich bei der Kontrollgruppe auch dieser Parameter nicht veränderte. „Ein sitzender Lebensstil kann den Muskel des linken Ventrikels, der das sauerstoffreiche Blut in den Körper pumpt, auf Dauer steif werden lassen, wie Levine erklärt: „Dadurch entsteht ein hoher Druck und die Herzkammer füllt sich nicht mehr so gut mit Blut. Im schlimmsten Fall staut sich das Blut in der Lunge und es kann zum Herzversagen kommen.“

„Es lohnt sich noch“

Solchen Folgen, die sich vor allem im höheren Alter manifestieren, können der Untersuchung zufolge auch spätberufene Sportler noch effektiv entgegenwirken. Halbherzig dürfen sie die Sache dabei jedoch nicht angehen. Denn wer ein ähnliches Training nur zwei- oder dreimal pro Woche absolviert, schützt sein Herz kaum, wie weitere Experimente zeigten.

Wer später anfängt, muss sich folglich mehr anstrengen, um die Couchpotato-Jahre wirklich auszugleichen. Das bedeutet jedoch nicht, dass weniger Sporteinheiten – beispielsweise nur am Wochenende – sich gar nicht positiv auf die Gesundheit auswirken. Denn es gilt noch immer: Etwas Bewegung ist stets besser als gar keine Bewegung.

Auch wenn weitere Untersuchungen die Ergebnisse der Studie erst noch bestätigen müssen, steht für die Forscher schon jetzt fest: „Auch im mittleren Alter lohnt es sich noch, vom Sofa aufzustehen und sich mehr zu bewegen. Denn das Herz behält bis ins späte mittlere Alter hinein seine Plastizität“, schreiben sie. Ihr Rezept für ein gesundes Pumporgan fassen sie so zusammen: „Bewegung muss ein Teil der täglichen Hygiene werden – wie Zähneputzen oder Duschen.“ (Circulation, 2017; doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.117.030617)

(American Heart Association/ UT Southwestern Medical Center, 09.01.2018 – DAL)

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