Refugium in der Zelle: Das Bakterium Streptococcus pyogenes verursacht Mandelentzündungen, Scharlach oder lebensbedrohliche Hautentzündungen – und oft helfen selbst Antibiotika nur zeitweilig. Warum, haben deutsche Forscher jetzt herausgefunden: Der Erreger versteckt sich in den Zellen der Blutgefäßwände – und ist so vor Antibiotika und der Immunabwehr geschützt.
Sie werden die Erreger einfach nicht los: Manche Menschen erkranken immer wieder und in kurzen Abständen an Infektionen mit Streptokokken – obwohl sie mit Antibiotika behandelt wurden und diese auch zunächst zu wirken schienen. Warum das so ist, war bisher unklar. Zwar wusste man, dass die Bakterien auch in die äußere Wandschicht der Blutgefäße eindringen können, aber auch dort müssten sie von den Antibiotika und der Immunabwehr erwischt werden.
Zuflucht in der Zelle
Anja Ochel vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und ihre Kollegen haben nun herausgefunden, wie die Streptokokken den Angriffen entgehen. Demnach verhilft ein spezielles Protein auf der Zellhülle den Bakterien dazu, dass sie von den Endothelzellen der Gefäßwand aufgenommen werden. Endothelzellen kleiden die Innenseite der Blutgefäße aus und bilden eine wichtige Barriere auch gegen Erreger – normalerweise. „Sie verhindern, dass Pathogene von der Blutbahn ins Gewebe gelangen. Streptococcus pyogenes schafft es aber, genau das zu tun“, sagt Ochel.
Mit Hilfe des sogenannten M-Proteins gelangen die Bakterien in die Endothelzellen und verschmelzen dort mit kleinen bläschenartigen Zellorganellen, den Lysosomen. Diese dienen der Entsorgung von fremdartigen und schädlichen Substanzen und sind dafür mit speziellen Verdauungsenzymen gefüllt. Auch die Bakterien müssten hier eigentlich abgetötet werden, allerdings geschieht dies in diesem speziellen Fall nicht vollständig: Einige der Bakterien überleben.