Gestörter Heilungsprozess: Extreme Stresserfahrungen können offenbar die Heilung von Knochenbrüchen behindern. Wie Versuche mit Mäusen nahelegen, führt die psychische Belastung zu einer übersteigerten Immunreaktion und stört die Knochenneubildung. Verantwortlich dafür ist ein über das Stresshormon Adrenalin vermittelter Signalweg – der sich allerdings medikamentös blockieren lässt. Diese Erkenntnis könnte künftig die Behandlung von Frakturen bei Patienten mit Posttraumatischer Belastungsstörung verbessern, wie die Forscher berichten.
Stress kann auf Dauer gravierende Folgen haben – sowohl seelisch als auch körperlich. So führen extreme Stresserfahrungen wie Krieg, Gewalt oder Missbrauch oftmals zu psychischen Leiden wie der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Gleichzeitig hinterlassen solche Erlebnisse bei den Betroffenen physische Spuren: Menschen mit PTBS leiden zum Beispiel häufiger an chronisch-entzündlichen Erkrankungen und haben zudem ein höheres Risiko für Knochenbrüche.
Mäuse unter Stress
Diese Tatsache hat ein Forscherteam um Stefan Reber von der Universitätsklinik Ulm nun zu einer Vermutung geführt: „Wir haben uns gefragt, ob sich ein solches Stresssyndrom auch negativ auf die Frakturheilung auswirkt“, sagt er. Um dies herauszufinden, untersuchten die Wissenschaftler männliche Mäuse, die 19 Tage lang gemeinsam in einem Käfig gehalten worden waren. Der Grund: Das Zusammenleben mit Konkurrenten auf engstem Raum bedeutet für die Tiere ein hohes Maß an Stress – diese Form der Haltung ist daher ein gängiges Modell zur Erforschung von PTBS.
Die Experimente bestätigten, dass der chronische psychosoziale Stress die Heilung von Knochenbrüchen bei den Nagern massiv behinderte. Doch warum? „Weil eine fein abgestimmte Entzündungsantwort entscheidend für den Heilungserfolg ist, vermuteten wir, dass Stress und Traumata die Entzündungsreaktionen des Körpers verändern und die Frakturheilung dadurch kompromittieren“, erklären Reber und seine Kollegen.