Vorsicht bei Urlaubsreisen nach Südeuropa: In diesem Sommer könnten auch Stechmücken im Mittelmeerraum das Zika-Virus in sich tragen. Denn Forscher prognostizieren dort ein hohes Risiko für Ausbrüche der Viruskrankheit in den Sommermonaten Juni bis August. Der Grund dafür: Das warme Klima, das Vorkommen der Überträger-Mücken und der Einstrom von Flugreisenden aus Epidemiegebieten machen Ausbrüche sehr wahrscheinlich.
Während rund 40 Länder weltweit bereits gegen die Zika-Epidemie kämpfen, gelangt das Virus über infizierte Flugreisende oder die Einschleppung von Mücken, die das Virus tragen, in immer neue Gebiete. Vor kurzem erst warnten Forscher, dass das Zika-Virus auch in Länder Europas eingeschleppt werden könnte.
Wie hoch ist das Ausbruchs-Risiko?
Halten kann sich das Zika-Virus allerdings nur dort, wo es Stechmücken der Gattung Aedes gibt, die als Reservoir und Hauptüberträger des Erregers gelten. Dies ist vor allem in Ländern mit warmem Klima und milden Wintern der Fall – wie beispielsweise im Mittelmeerraum. Joacim Rocklöv von der Umea Universität in Schweden und seine Kollegen haben daher ermittelt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Zika-Ausbrüche in Europa in diesem Sommer ist.
Für ihre Studie kombinierten die Forscher Daten zum monatlichen Einstrom von Flugpassagieren aus Zika-Epidemiegebieten in verschiedenen europäischen Städten mit Klimadaten und Daten zum Vorkommen von Aedes-Mücken. Aus diesen Daten ermittelten sie, ob und wo eine Etablierung des Zika-Virus und ein Ausbruch der Krankheit möglich ist.
Ausbrüche entlang der Mittelmeerküste
Das Ergebnis: „Der beginnende Sommer der Nordhemisphäre erhöht das Risiko für Epidemien des Zika-Virus auch in Europa“, so die Forscher. Vor allem entlang der Mittelmeerküsten in Spanien, Frankreich, Italien und dem Balkan ist demnach der Ausbruch von Zika-Epidemien sehr wahrscheinlich.
„Die Präsenz von etablierten Aedes-Populationen, das warme Klima und der im Sommer besonders hohe Einstrom von Flugreisenden nach Europa sind eine Dreierkombination, die Südeuropa zu einem fruchtbaren Boden für das Zika-Virus machen“, erklärt Rocklöv. „Das warme Sommerklima erhöht die Häufigkeit von Mückenbissen, beschleunigt die Vermehrung des Virus und damit auch das Übertragungsrisiko.“
Größte Gefahr im Juli und August
Den Prognosen nach steigt das Ausbruchs- und Infektionsrisiko für Besucher der Mittelmeerküsten im Juni langsam an und erreicht im Juli und August seinen Höhepunkt. An einigen Orten könnte die Zahl der lokalen Zikafälle dann sogar exponentiell ansteigen, so die Berechnungen.
Hauptüberträger ist in den meisten Fällen die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die sich inzwischen bis nach Mitteleuropa ausgebreitet hat. Sogar in Süddeutschland gibt es eine erste Population. Vereinzelte sommerliche Zika-Ausbrüche und Fälle im Oberrheintal schließen daher auch Rocklöv und seine Kollegen nicht aus. (EbioMedicine, 2016; doi: 10.1016/j.ebiom.2016.06.009)
(Umea University, 13.06.2016 – NPO)