Alternative zum Pflanzenextrakt: Eine synthetische Version des Cannabis-Inhaltsstoffs Cannabidiol (CBD) scheint ähnlich gut gegen epileptische Anfälle zu wirken wie das natürliche Pendant. Dies legt nun eine erste Studie mit Ratten nahe. Der therapeutische Einsatz dieses Mittels hätte gegenüber dem Pflanzenextrakt entscheidende Vorteile – unter anderem, weil es rechtlich unproblematisch und leicht herzustellen ist.
Das Rauschmittel Cannabis ist zunehmend für seine medizinischen Effekte bekannt: Vor allem der Hanf-Inhaltsstoff Cannabidiol (CBD) lagert sich im Körper an spezielle Rezeptoren an und kann auf diese Weise unter anderem Schmerze mildern und Krämpfe lösen, wie Studien zeigen. Diese Wirkungen sind zum Beispiel für Patienten mit Krebs, aber auch Epilepsie hilfreich.
Der therapeutische Einsatz des Stoffes ist allerdings nicht überall ohne weiteres möglich: Als Bestandteil einer illegalen Droge ist seine Nutzung in vielen Ländern nach wie vor eingeschränkt. Hinzu kommt, dass der Anbau von Cannabis energieintensiv ist und der Umwelt schaden kann. Zudem muss das CBD in aufwändigen Verfahren aus der Pflanze isoliert werden, wenn es ohne seine berauschenden Begleiter eingesetzt werden soll.
Synthetische Alternative
Um diese Probleme zu umgehen, experimentieren Forscher inzwischen vermehrt mit synthetischen Varianten. So auch Mark Mascal von der University of California in Davis und seine Kollegen: Sie haben eine einfache Methode entwickelt, um 8,9-Dihydrocannabidiol (H2CBD) aus kommerziell verfügbaren und rein synthetischen Ausgangschemikalien zu produzieren.
Bei dieser Substanz handelt es sich um ein Molekül mit einer dem natürlichen CBD ähnlichen Struktur. Die entscheidenden Unterschiede: H2CBD kommt nicht in der Hanfpflanze vor und unterliegt somit auch keinen rechtlichen Beschränkungen. Außerdem ist für die Herstellung des Mittels kein Pflanzenanbau nötig. Und: „Anders als bei CBD gibt es bei H2CBD keine Möglichkeit, die Verbindung in das berauschende Tetrahydrocannabinol (THC) umzuwandeln“, erklärt Mascal.
Ähnlich effektiv wie das Vorbild
Soweit die Vorteile – doch kann die therapeutische Wirkung der Substanz mit dem des Vorbilds mithalten? Dies haben die Wissenschaftler nun am Beispiel Epilepsie getestet. Für ihre Studie untersuchten sie an 60 männlichen Ratten, ob das synthetische Analogon ähnlich effektiv gegen epileptische Anfälle wirkt wie ein pflanzliches CBD-Extrakt, dessen Nutzen für die Behandlung von Epilepsie-Patienten bereits gut belegt ist.
Die Ergebnisse zeigten: Tatsächlich erzielte das H2CBD im Tierversuch ähnliche Erfolge wie das natürliche Pendant. Wie die Forscher berichten, reduzierte die Substanz nicht nur die Anzahl der Anfälle vergleichbar gut wie echtes CBD. Sie milderte auch die Stärke einzelner Anfälle in ähnlicher Weise. „H2CBD könnte sich somit als sicherere Alternative für Cannabis-Extrakte erweisen“, erklären sie.
In Zukunft wollen Mascal und seine Kollegen das Potenzial ihrer synthetischen CBD-Version weiter erforschen, um so bald wie möglich auch klinische Studien durchführen zu können. Ein vorläufiges Patent für H2CBD als Antiepileptikum hat seine Universität bereits beantragt. (Scientific Reports, 2019; doi: 10.1038/s41598-019-44056-y)
Quelle: University of California Davis