Dauerfeuer im Gehirn: Wenn wir uns neue Dinge merken, arbeiten unsere Gedächtniszellen plötzlich im Gleichtakt. Hirnforscher haben nun aufgeklärt, wie der Taktgeber dieser Synchronisierung funktioniert. Dies gewährt wichtige neue Einblicke in die Arbeitsweise unseres Gedächtnisses und könnte auch neue Erkenntnisse zu Demenz-Erkrankungen liefern, schreiben die Wissenschaftler im „Journal of Neuroscience“.
Im Zentrum unseres Gedächtnisses, dem Hippocampus, herrscht Dauerfeuer: Wenn wir uns Dinge einprägen, feuern die Nervenzellen ihre Signale bis zu zehn Mal in der Sekunde. Dies geschieht jedoch nicht in wildem Durcheinander – im Gegenteil: Die Zellen arbeiten im schönsten Gleichtakt zusammen wie die Instrumente eines Orchesters. Taktgeber für diesen gemeinsamen Rhythmus ist das sogenannte mediale Septum im Vorderhirn, etwas entfernt vom Hippocampus.
Taktgeber im Vorderhirn
Funktioniert das Septum nicht richtig, verwandelt sich die rhythmische Zusammenarbeit in eine chaotische Kakofonie. Gleichzeitig versorgt das Septum auch den Hippocampus mit dem Nervenzell-Botenstoff Acetylcholin. Dieser ist wichtig, damit wir neue Gedächtnisinhalte abspeichern können. Menschen mit einem geschädigten Septum haben daher Probleme, sich neue Geschehnisse zu merken.
Diese beiden Wechselwirkungen zwischen Septum und Hippocampus sind seit einigen Jahrzehnten bekannt. Unerforscht war dagegen bislang, wie die Acetylcholin-Ausschüttung und die Taktgeber-Funktion miteinander zusammenhängen. Diese Frage haben Wissenschaftler um Holger Dannenberg von der Universität Bonn nun geklärt.