Verwirbelter Strom: Das Blut in unseren Adern strömt weniger gleichmäßig und glatt als bislang angenommen. Denn schon kleine Biegungen und Einengungen der Gefäße reichen aus, um beim Abebben des Pumpschubs starke Turbulenzen hervorzurufen, wie nun ein Experiment enthüllt. Unsere Blutgefäße könnten demnach deutlich höheren Belastungen ausgesetzt sein als vermutet – und das könnte Arteriosklerose und andere Gefäßkrankheiten fördern, wie die Forscher berichten.
Das Herz pumpt unser Blut in regelmäßigen Schüben durch die Adern – an diese wechselnde Belastung sind die Gefäße in gesundem Zustand gut angepasst. Die Zellen an den Innenwänden der Adern sind so angeordnet, dass sie den in Fließrichtung wirkenden Kräften standhalten können. Zudem gingen Mediziner bislang davon aus, dass unser Blut wegen seiner Dickflüssigkeit und der eher geringen Geschwindigkeit in einem eher glatten, wenig turbulenten Strom durch die Adern fließt.
Blut und Wasser im Strömungstest
Doch das stimmt nicht ganz, wie nun Experimente von Duo Xu vom Institut für Wissenschaft und Technologie in Österreich (IST) und seinen Kollegen enthüllen. Sie hatten zunächst untersucht, wie sich Wasser verhält, das nicht gleichmäßig, sondern in regelmäßigen Schüben durch ein sieben Millimeter dickes und zwölf Meter langes Rohr gepumpt wird. Das gleiche testeten sie mit Blut in einer vier Millimeter dicken Leitung.

Es zeigte sich: Während der Phase starken Schubs flossen Wasser und Blut regelmäßig und in einer laminaren, glatten Strömung durch die Leitungen. Ähnlich geschieht dies auch in unsern Adern während der Systole, der Phase, in der das Herz sich zusammenzieht und aktiv Blut in den Körper pumpt. Kleinere Störungen beispielsweise durch Krümmungen der Adern, vorspringende Wandstellen oder Einengungen stören diesen Blutfluss kaum.