Morgens am fittesten: Auch unser Immunsystem wird von der inneren Uhr gesteuert und unterliegt daher tageszeitlichen Schwankungen. Wichtige Abwehrzellen sind dabei frühmorgens kurz vor unserem Aufstehen am aktivsten, wie Forscher herausgefunden haben. Diese dendritischen Zellen bringen Informationen über eingedrungene Erreger in die Lymphknoten, damit dort unter anderem Antikörper produziert werden können. Ihr Tagesrhythmus könnte daher auch für Impfungen und Immuntherapien wichtig sein.
Viele unsere Körperfunktionen werden von der inneren Uhr gesteuert und schwanken daher im Tagesverlauf. Dazu gehören die Hormonausschüttung, die Körpertemperatur oder der Blutdruck, aber auch die Wundheilung: Verletzungen heilen nachts langsamer, weil wichtige Reparaturzellen eher tagaktiv sind. Studien an Mäusen legen zudem nahe, dass auch bestimmte Komponenten unseres Immunsystems, darunter Rezeptoren für die Erregererkennung, von der inneren Uhr beeinflusst sind.
Dendritische Zellen im Blick
Jetzt zeigt sich, dass dies auch für die dendritischen Zellen gilt, entscheidende Akteure für die adaptive Immunabwehr gegen Erreger. Aufgabe dieser Zellen ist es, Informationen über die Erkennungsmerkmale von Viren oder Bakterien von der Körperperipherie zu den Lymphknoten zu bringen. Dort präsentieren sie die Antigene – beispielsweise typische Strukturen des viralen Spike-Proteins von SARS-CoV-2 – und ermöglichen es so, dass die Abwehr spezifische Antikörper und T-Zellen gegen die Erreger produziert.
Für ihre Studie haben Stephan Holtkamp von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und seine Kollegen zunächst bei Mäusen, dann an menschlichen Gewebekulturen untersucht, wie sich die Aktivität der dendritischen Zellen im Tagesverlauf entwickelt. Um externe Taktgeber wie den Lichteinfluss auszuschließen, wurden Mäuse und Zellkulturen im Dauerdunkel gehalten. Als Kontrolle dienten Mäuse, bei denen die innere Uhr deaktiviert war.