Gewissenhaft, konfliktscheu oder risikofreudig? Wie unsere Freunde unsere Persönlichkeit einschätzen, erlaubt Rückschlüsse auf unsere Lebenserwartung. Denn sie erkennen besser als wir selbst, ob wir zu langfristig gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen oder Haltungen neigen. Wie erstaunlich treffsicher die Einschätzung unserer Freunde dabei ist, belegt die Auswertung einer Langzeitstudie. Wie die Forscher im Journal „Psychological Science“ berichten, zeigt dies auch, wie wichtig das Feedback von Freuden sein kann – auch und gerade, wenn es um die Gesundheit geht.
Unsere Freunde kennen uns oft besser als wir selbst. Sie sehen und kommentieren daher auch die Mackenund Fehler, die wir selbst an uns noch nie wahrgenommen haben oder nie wahr haben wollten. Unsere Persönlichkeit hat aber entscheidenden Einfluss auf unseren Lebenswandel – und damit auf unsere Lebenserwartung: Umsichtige Menschen achten demnach mehr auf ihre Ernährung, zuverlässige Menschen halten sich eher an Diäten oder treiben regelmäßig Sport.
Langzeitstudie über 75 Jahre
Bei emotionaler Stabilität sinkt das Risiko auf Depressionen, und hohe Risikobereitschaft kann schnell zu einem frühen Tod führen. Lässt sich so möglicherweise von der Einschätzung unserer Freunde darauf schließen, wie alt wir werden? Um diese Frage zu beantworten, griffen Psychologen um Joshua Jackson von der Washington University in St. Louis auf die Daten einer in den 1930er Jahren begonnenen Langzeitstudie zurück.
Die Studie folgte einer Gruppe von Mittzwanzigern, von denen die meisten bereits verlobt waren. Die Daten enthielten ausführliche Angaben über Charakterzüge der Studienteilnehmer – sowohl nach eigener Einschätzung, als auch durch Freunde der Teilnehmer, darunter so nahe Bekannte wie die Trauzeugen. Jackson und Kollegen spürten außerdem Folgestudien und Todesurkunden auf, und konnten so die Todesdaten der meisten damaligen Teilnehmer dokumentieren und mit deren Persönlichkeiten abgleichen.