Verblüffende Regeneration: Unsere Leber erneuert sich erstaunlich schnell selbst. Unabhängig von unserem Alter sind die Leberzellen im Schnitt nicht älter als drei Jahre, wie eine Studie enthüllt. Entdeckt haben Forschende dies mit einer speziellen Radiokarbon-Datierung, die das Alter von Geweben bis in die einzelnen Zelle hinein verrät. Dabei stießen sie in der Leber auch auf spezielle Zellen mit ungewöhnlich viel DNA: Sie tragen vier, acht oder sogar mehr Chromosomensätze in sich.
Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ. Sie baut Fette aus der Nahrung ab, speichert Mineralien und erzeugt die für die Verdauung wichtige Galle. Außerdem sorgt die Leber für eine ständige Entgiftung unseres Bluts. Wegen ihrer großen Bedeutung für unseren Stoffwechsel und ihren häufigen Kontakt mit Giften kann sich das Lebergewebe besonders gut regenerieren. Bei Verletzungen oder Gewebeschäden werden neue Leberzellen nachgebildet – das ist schon länger bekannt. Unklar war jedoch, wie lange Leberzellen unter normalen Umständen erhalten bleiben und wie stark die Regenerationsfähigkeit mit dem Alter abnimmt.
Radiokarbon-Datierung einzelner Zellen
Jetzt zeigt sich, dass unserer Leber das ganze Leben lang überraschend jung bleibt. Entdeckt haben dies Paula Heinke von der Technischen Universität Dresden und ihre Kollegen, als sie das Alter menschlichen Lebergewebes mit einem neuen Verfahren datierten. Dafür entnahmen sie 33 Menschen, die im Alter zwischen 20 und 84 Jahren gestorben waren, Zellproben aus der Leber und isolierten jeweils die DNA aus den Zellkernen. Die Erbgutmoleküle unterzogen sie anschließend einer Radiokarbondatierung.
Bei dieser sonst vor allem in der Archäologie genutzten Datierung wird bestimmt, wie hoch der Anteil des instabilen Kohlenstoff-Isotops C14 in der Probe ist. „Auch wenn es sich um winzige Mengen handelt, können wir dies in Gewebeproben nachweisen und messen“, erklärt Heinkes Kollege Olaf Bergmann. „Durch den Vergleich der Werte mit dem atmosphärischen Radiokohlenstoff können wir rückwirkend das Alter der Zellen bestimmen.“