Wenn das Erbgut bricht, droht Krebs. Wer ein mutiertes Gen erbt, kann bereits eine größere genetische Veranlagung zum Krebs haben. Im Falle von Brustkrebs sind mehrere solcher Risikogene bekannt, bei denen Mutationen zu weiteren Schäden führen können. Wie es dadurch schließlich zur Krebserkrankung kommt, war bislang jedoch noch nicht bekannt. Im Fachmagazin „Nature Communications“ berichtet jetzt eine Forschergruppe aus Deutschland und Finnland von einem Mechanismus, der für frühe Phasen der Brustkrebs-Entstehung verantwortlich ist: Die betroffenen Zellen arbeiten zu gestresst und hektisch, wenn sie ihre DNA verdoppeln, bevor sie sich teilen.
Erbliches Risiko durch Genmutation
Mit rund 72.000 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland. Für eine erhöhte erbliche Veranlagung spielt eine Vielzahl von Genen eine Rolle. In 5-10% der vererblichen Brustkrebsfälle gilt eine Mutation der brustkrebsassoziierten Gene BRCA1 und BRCA2 als verantwortlich. Diese Gene sind wichtig für die Reparatur von DNA-Schäden. Ebenfalls ein wichtiger Kandidat ist das Gen PALB2.
Ein internationales Team um Helmut Pospiech vom Leibniz-Institut für Altersforschung in Jena und Robert Winqvist von der Universität Oulu in Finnland untersuchte jetzt, wie sich mutierte PALB2-Zellen bei Zellteilungsexperimenten verhalten. Die Forscher verwendeten Probenmaterial von Frauen, die alle dieselbe PALB2-Mutation in sich trugen. Ein Teil dieser Frauen war bereits an Brustkrebs erkrankt, die anderen waren völlig gesund. Aus diesem Material züchtete das Team Zellkulturen und analysierte, wie die Zellen ihr Erbgut verdoppeln und sich teilen.
Mutiertes Gen erzeugt nur halb so viel Protein
Von früheren Arbeiten wusste man, dass das PALB2-Protein an BRCA2 bindet und dessen Chromatin-Bindung stabilisiert. Diese Stütze ist für die Reparatur von Chromosomen-Brüchen wichtig. PALB2 steuert darüber hinaus die Interaktion zwischen BRCA1 und BRCA2 bei der homologen Rekombination, einem DNA-Reparaturmechanismus der Zelle. Die Mutation bewirkt jedoch, dass in den Zellen nur halb so viel PALB2 vorliegt wie normal.