Tödliche Kolonienbildung: Wenn sich Zellen eines bösartigen Tumors ablösen und anderswo im Körper niederlassen, entstehen sogenannte Metastasen. Diese sind in den meisten Fällen die Todesursache bei Krebspatienten. Wie und warum Metastasen entstehen, ist allerdings bislang nur in Teilen bekannt. Krebsforscher aus Rostock haben jetzt ein für den gesamten Prozess entscheidendes Protein entdeckt, wie sie im Fachmagazin „Cancer Cell“ berichteten.
Normalerweise entscheiden sogenannte Tumorsuppressoren aus der Protein-Familie p53 darüber, ob Fehler in der Erbsubstanz von Zellen repariert werden können. Ist eine Zelle zu stark geschädigt, veranlasst p53 deren programmierten Zelltod: Die Zelle stirbt und wird beseitigt, bevor sie außer Kontrolle geraten kann. Auch das mit p53 verwandte Protein p73 wacht darüber, dass der Organismus von krebsartiger Entartung verschont bleibt.
Unvollständiges Protein macht Krebszellen aggressiv
Bei vielen Krebsformen ist p53 jedoch außer Kraft gesetzt. Die Sicherheitsabschaltung durch programmierten Zelltod ist damit nicht möglich. Anders beim Malignen Melanom, dem schwarzen Hautkrebs: „Aus unserer Arbeit über den Schwarzen Hautkrebs wussten wir, dass dessen Zellen zwar intaktes p53, aber große Mengen an unvollständigem p73 enthalten“ sagt Brigitte Pützer, Direktorin des Instituts für Experimentelle Gentherapie und Tumorforschung an der Universität Rostock. Diesem unvollständigen p73 gaben die Forscher die Bezeichnung DNp73.
Die Rostocker Wissenschaftler haben nun Hinweise darauf entdeckt, dass dieses Protein für die Metastasierung verantwortlich ist. Seine Anwesenheit könnte der entscheidende Schlüssel sein, der Tumorzellen die Ausbreitung in den Körper ermöglicht.Die Beweisführung für die zentrale Rolle von DNp73 zu Beginn der Metastasierung gelang Pützers Mitarbeitern durch die gezielte Manipulation unterschiedlich aggressiver Melanomzelllinien. Brachten die Forscher DNp73 in wenig aggressive Melanomzellen ein, benahmen sich die Zellen umgehend aggressiv. Entscheidend war das umgekehrte Experiment. „Als wir in hochinvasiven Hautkrebszellen gezielt die Bildung von DNp73 unterdrückten, wurde die Sache rund“, so Pützer, „denn ohne DNp73 verloren sie ihren bösartigen Charakter“. DNp73 fördert demnach die Metastasierung bösartiger Tumoren. Außerdem lassen sich die bösartigen Zellen bändigen, wenn der Einfluss von DNp73 beseitigt wird