Medizin

Vitamine bremsen späte Makuladegeneration

Spezielle Nahrungsergänzungsmittel helfen gegen die fortschreitende Augenkrankheit

Auge
Millionen Menschen leiden im Alter unter einer fortschreitenden Makuladegeneration. © AlexanderFord / iStock

Länger gut sehen: Eine tägliche Dosis Vitamine und Mineralien könnte einige Menschen mit der altersbedingten Makuladegeneration vor dem kompletten Sehverlust bewahren, wie Forschende herausgefunden haben. Demnach schreitet diese fortschreitende Zerstörung der Netzhaut langsamer voran, wenn antioxidative Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Das gilt auch für die trockene Form der Makuladegeneration im späten Stadium – sofern die zentrale Sehgrube noch nicht betroffen ist.

In Deutschland sind fünf bis sechs Millionen Menschen von der sogenannten altersbedingten Makuladegeneration (AMD) betroffen. Dabei werden die lichtempfindlichen Zellen an der Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhaut, der Makula, durch Ablagerungen, Pigmentverlust oder einwachsende Blutgefäße zerstört. Die Folge ist eine schleichende Erblindung. Bisher ist die Erkrankung nicht heilbar, die Netzhautdegeneration lässt sich nur bedingt verzögern. Dafür sind jedoch regelmäßige Spritzen ins Auge nötig. Andere Wirkstoffe und Gentherapien sind noch im experimentellen Stadium.

Grafik des Aufbaus eines menschlichen Auges
Die altersbedingte Makuladegeneration betrifft die Makula, den Teil der Netzhaut, der das zentrale Sehen ermöglicht. © National Eye Institute

Vorbeugen statt heilen?

Doch man kann der Makuladegeneration vorbeugen: Zwei frühere Studien zu altersbedingten Augenerkrankungen (AREDS und AREDS2) hatten ergeben, dass ein Cocktail aus Nahrungsergänzungsmitteln die Netzhautzerstörung ausbremsen kann, sofern sich diese noch in einem frühen oder mittleren Stadium befindet. Der getestete Mix bestand dabei aus den Antioxidantien Vitamin C und E sowie Beta-Carotin und dem Mineral Zink. Noch besser und mit weniger Nebenwirkungen verbunden waren die Ergebnisse, wenn statt Beta-Carotin die Antioxidantien Lutein und Zeaxanthin verabreicht wurden.

Ein Team um Tiarnan Keenan vom National Eye Institute des National Institute of Health (NIH) in Bethesda, Maryland, hat nun untersucht, ob sich auch der Sehverlust bei später trockener Makuladegeneration durch diese Nahrungsergänzungsmittel aufhalten lässt. Dafür werteten sie die jährlichen Netzhautscans von AREDS- und AREDS2-Studienteilnehmern mit dieser Variante der Augenerkrankung erneut aus. Insgesamt stammten die Scans von 1.209 Personen und 1.602 Augen.

Aus den Daten berechneten Keenan und seine Kollegen, wie groß die jeweils betroffene Gewebefläche war, wo sie sich befand und wie schnell sie sich vergrößerte.

Nahrungsergänzungsmittel können Sehverlust aufhalten

Tatsächlich ergab die Auswertung, dass die Netzhautablösung bei später trockener Makuladegenration in den meisten Fällen langsamer voranschritt, wenn die Personen diese Nahrungsergänzungsmittel einnahmen. Die Ausbreitungsrate war über drei Jahre hinweg um etwa 55 Prozent langsamer als ohne die Präparate, wie das Team berichtet. Dadurch blieb die zentrale Sehgrube, die für die Sehschärfe am wichtigsten ist, bei diesen Menschen länger vom Sehverlust verschont.

Die Sehgrube (Fovea) liegt in der Mitte der Makula und bleibt bei den AMD-Patienten oft zunächst ausgespart. Erst im späten Stadium der Makuladegeneration wird die Netzhaut dort ebenfalls zerstört. Diese „foveale Schonung“ hielt bei den Testpersonen mit Nahrungsergänzungsmitteln offenbar länger an, wie die Forschenden erklären.

Doch nicht alle Testpersonen profitierten von den Vitaminen und Mineralien. In einigen Fällen löste sich die Netzhaut bereits frühzeitig in der Sehgrube ab. Dann hatten die Nahrungsergänzungsmittel keinen Effekt mehr.

Vitamin-Mix kann Lebensqualität erhalten

„Diese Ergebnisse sprechen für eine fortgesetzte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln durch Menschen mit trockener altersbedingter Makuladegeneration“, sagt Keenan. „Die Antioxidantien sind eine einfache Methode, um den zentralen Sehverlust zu verlangsamen, selbst bei Patienten in einem späten Stadium der Erkrankung.“

Der Vitamin- und Mineralien-Mix könnte diesen Menschen demnach helfen, länger klar zu sehen und so ihren Alltag zu bewältigen. Unter anderem könnten sie besser lesen oder Auto fahren. Das würde die Lebensqualität der Patienten steigern. „Wir planen, diese Ergebnisse in naher Zukunft in einer speziellen klinischen Studie zu bestätigen“, so Keenan. (Ophthalmology, 2024; doi: 10.1016/j.ophtha.2024.07.014)

Quelle: National Institute of Health (NIH) / National Eye Institute

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