Tumorinterne Kommunikation: Wenn Darmkrebs mit einer Chemotherapie behandelt wird, sterben oft nur Teile der Tumore ab. Warum, haben Forschende nun herausgefunden. Demnach setzen sterbende Krebszellen Moleküle frei, die benachbarte Tumorzellen warnen. Diese programmieren daraufhin ihre Signalwege so um, dass sie vor dem induzierten Zelltod geschützt sind. Das Wissen um diesen Warneffekt könnte nun neue Ansätze für die Krebstherapie eröffnen, wie das Team in „Nature“ berichtet.
Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Ursache für einen Krebstod. Als Risikofaktoren gelten unter anderem eine ballaststoffarme, fleischlastige Ernährung, Übergewicht und Rauchen. Die Tumoren und ihre Vorstufen lassen sich bei Früherkennung durch Darmspiegelung oder Stuhltests zwar meist gut erkennen und entfernen. Ist der Darmkrebs jedoch fortgeschritten, ist er oft hartnäckig und gängige Chemotherapien wirken nur unvollständig. Teile der Tumore erweisen sich dann als resistent gegen die eingesetzten Mittel.
Molekulares Warnsignal an die Nachbarn
Warum Teile der Darmkrebstumore der Chemotherapie widerstehen, haben nun Mark Schmitt von der Goethe-Universität Frankfurt und seine Kollegen herausgefunden. Für ihre Studie hatten sie aus Patienten isolierte Darmkrebszellen zu Tumor-Organoiden herangezüchtet und diese mit gängigen Chemotherapeutika wie 5-Fluorouracil behandelt. Durch Markierung verschiedener Enzyme und Botenstoffe konnten sie dann mitverfolgen, wie die Krebszellen darauf reagierten.
Es zeigte sich: Kurz vor ihrem Zelltod senden die von der Chemotherapie geschädigten Krebszellen eine Art Warnsignal aus. Sie schütten große Mengen von Adenosintriphosphat (ATP) aus, das an sogenannte P2X4-Purinorezeptoren auf der Oberfläche ihrer Tumorzell-Nachbarn andockt. Dadurch wird in diesen Nachbarzellen ein wichtiger Überlebenssignalweg aktiviert, der sie vor dem Zelltod schützt und den Tumor resistent gegenüber der Therapie macht.