Drei von 29: Forscher haben herausgefunden, welche Proteine des Coronavirus SARS-CoV-2 unsere Blutgefäße angreifen. Demnach tragen zwar 18 der 29 viralen Proteine dazu bei, die Funktion der Gefäßwand zu stören, am stärksten aber wirken sich drei nichtstrukturelle Proteine aus – Moleküle, die weder zum Spike-Protein gehören noch am Rest der Virenhülle beteiligt sind. Diese drei Proteine fördern auch die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen in den Blutgefäßen und tragen so zu Thrombosen bei.
Schon relativ früh im Verlauf der Corona-Pandemie zeigte sich, dass das Coronavirus nicht nur Atemwege und Lunge befällt, sondern auch die Blutgefäße und das Blut angreift. Es kommt zu entzündlichen Veränderungen der Gefäßwände und einer nachhaltigen Veränderung der Blutkörperchen. Als Folge leiden viele Covid-19-Patientem an Thrombosen, Embolien und Schlaganfällen und die Durchblutung der Lungengewebe ist gestört. Auch die teils unbemerkte Luftnot einiger Patenten könnte auf solche Durchblutungsstörungen zurückgehen.
Fahndung unter viralen Proteinen
„Alles deutet darauf hin, dass das Coronavirus die Blutgefäße oder die sie auskleidenden Endothelzellen schwerwiegend schädigt“, erklärt Seniorautor Ben Maoz von der Universität Tel Aviv. „Covid-19 ist demnach nicht nur eine Atemwegserkrankung, sondern auch eine Gefäßerkrankung.“ Unklar war aber bisher, wie genau SARS-CoV-2 die Blutgefäße angreift und welche seiner viralen Proteine es dafür nutzt.
Um das zu klären, haben Maoz, Erstautorin Rossana Rauti und ihr Team systematisch untersucht, welche der insgesamt 29 Proteine des Coronavirus an der Schädigung der Blutgefäße beteiligt sind. Dafür rüsteten sie unschädliche Lentiviren mit jeweils einem viralen Protein aus und gaben sie zu Kulturen menschlicher Endothelzellen. Anschließend testeten sie unter anderem über die Leitfähigkeit, ob die von diesen Zellen gebildete Gefäßwand-Barriere noch intakt war und analysierten den Zellstoffwechsel der betroffenen Zellen.