Eine Frage der Haltung: Wie gestresst wir in einer sozialen Situation sind, könnte sich künftig auf einen Blick erkennen lassen. Denn Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, charakteristische Veränderungen in unserer Körperhaltung aufzuspüren, die mit psychosozialem Stress in Verbindung stehen. Doch wie genau sieht ein gestresster Mensch aus?
Schwitzige Hände, Herzrasen, schneller Atem: Am häufigsten erleben wir solche Stress-Symptome in sozialen Situationen. Dazu gehören sowohl das kritische Vorstellungsgespräch als auch das holprige Blind Date und das Referat, das wir vor der gesamten Klasse halten müssen. Dass wir hin und wieder solchen psychosozialen Stress erleben, ist völlig normal, doch tritt er zu häufig auf, kann er auch chronisch werden. Die Folge: gesundheitliche Problemen wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Stresserkennung in Echtzeit
Um Menschen vor chronischem Stress zu bewahren, bräuchte es neben Prävention auch zuverlässige Methoden, mit denen sich das Stresslevel einer Person messen lässt. Bislang geht das allerdings nur mit Blut- und Speichelproben und ist somit im Alltag wenig praktikabel. Forschende um Robert Richer von der Universität Erlangen-Nürnberg haben daher nun erstmals eine Methode entwickelt, die sozialen Stress auch nicht-invasiv und in Echtzeit erfassen kann.
Die Idee: Wenn wir uns gestresst fühlen, verändern sich möglicherweise auch unsere Körperhaltung und -dynamik – vielleicht bewegen wir uns mehr als sonst, weniger oder anders. Wüsste man, wie genau Stress sich auf die Körperhaltung auswirkt und würde man künstliche Intelligenz entsprechend trainieren, könnten diese KI-Systeme in Echtzeit jene Menschen detektieren, die gerade unter Stress stehen.