Früher Artsprung: Wie das Coronavirus sind auch die Masern einst von einem Tier auf den Menschen übergesprungen – dem Rind. Jetzt zeigt sich, dass dieser Artsprung schon 1.400 Jahre früher stattfand als gedacht. Demnach könnte das Masernvirus schon um 528 vor Christus erste Ausbrüche beim Menschen verursacht haben. Diese Zeit fällt mit dem Aufkommen der ersten größeren Städte zusammen, wie die Forscher im Fachmagazin „Science“ erklären.
Masern sind alles andere als eine harmlose Kinderkrankheit: Die Viren gehören zu den ansteckendsten Erregern überhaupt und können neben Fieber und den typischen roten Hautflecken auch zu schweren Komplikationen führen. Im Extremfall kommt es zu Lungen- und Hirnentzündungen, die geistige Behinderungen verursachen oder sogar zum Tod führen können. Zudem löscht das Masernvirus das Erregergedächtnis unserer Immunabwehr und macht uns daher noch monatelang anfälliger für Infektionen aller Art.
Rätsel des Ursprungs
Verursacht werden die Masern von einem einsträngigen RNA-Virus, das heute ausschließlich beim Menschen vorkommt. Der engste Verwandte dieses Virus ist jedoch der Erreger der Rinderpest, einer seit 2011 offiziell als ausgerottet geltenden Tierseuche. Weil diese Seuche wahrscheinlich schon vor Jahrtausenden grassierte, gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich das Masernvirus durch Mutation aus dem Rinderpestvirus entwickelte und dann auf den Menschen übersprang. Es ist damit eine Zoonose – genau wie SARS-CoV-2 und viele Influenzaviren.
Wann aber fand dieser Artsprung statt? Bisher gab es darauf keine eindeutige Antwort, auch weil es nur wenige historische Zeugnisse zu frühen Masernausbrüchen gibt. Die ausführlichste stammt von einem persischen Arzt aus dem 10. Jahrhundert, auch eine Seuche im 7. Jahrhundert könnte auf die Masern zurückgehen. Passend dazu legten Mutationsanalysen des Maservirusgenoms einen Ursprung im 9. Jahrhundert nahe.