Blind für Emotionen? Die Antibabypille wirkt sich offenbar negativ auf die emotionale Wahrnehmung aus. So zeigt ein Experiment: Frauen, die mithilfe oraler Kontrazeptiva verhüten, können Gesichtsausdrücke schlechter deuten. Im Vergleich zu nicht verhütenden Frauen haben sie demnach größere Probleme damit, Gefühle an subtilen Veränderungen der Augenpartie abzulesen. Dies gilt vor allem für komplexe und schwer zu erkennende Emotionen, wie die Forscher berichten.
Die Antibabypille ist heute eines der beliebtesten Verhütungsmittel. Gleichzeitig wird das Medikament aber zunehmend kritisch gesehen, weil es bedenkliche Nebenwirkungen haben kann. So erhöht das Kontrazeptivum das Risiko für Thrombosen und Brustkrebs und wirkt sich auch auf die Psyche aus. Viele Frauen, die die Pille nehmen, klagen etwa über Stimmungsschwanken und ein vermindertes sexuelles Lustempfinden. Zudem wird ein Zusammenhang mit dem Auftreten von Depressionen diskutiert.
Veränderte Wahrnehmung?
In jüngster Zeit haben Forscher außerdem Hinweise darauf gefunden, dass die Pille die Wahrnehmung verändern kann: „Zufällige Befunde deuten darauf hin, dass orale Kontrazeptiva die Fähigkeit beeinflussen, Gesichtsausdrücke zu deuten“, sagt Alexander Lischke von der Universität Greifswald. Ob das wirklich stimmt, sei bisher jedoch nicht eindeutig belegt. „Mehr als 100 Millionen Frauen weltweit nehmen die Pille, aber es ist noch immer erstaunlich wenig über ihren Effekt auf Emotion, Kognition und Verhalten bekannt“, konstatiert der Psychologe.
Um dies zu ändern, sind er und seine Kollegen der möglichen Wirkung des Verhütungsmittels auf die Wahrnehmung von Gesichtsausdrücken nun nachgegangen. Für ihre Studie rekrutierten sie insgesamt 95 gesunde Frauen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren – 42 von ihnen nahmen orale Kontrazeptiva ein, 53 nicht.