Herzschwäche ist eine der Haupttodesursachen weltweit bei Menschen über 65. Forscher haben jetzt erstmals gezeigt, dass der Selbstmord von Herzmuskelzellen der Auslöser für das Herzversagen ist. Gleichzeitig entdeckten sie aber einen Überlebensschalter (ARC), der gesunde Herzen davor schützt.
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Die Apoptose oder der programmierte Selbstmord hat eigentlich die Aufgabe, den Körper vor kranken oder defekten Zellen zu schützen. In der Krebsforschung bemühen sich die Wissenschaftler deshalb, dieses Programm für eine Therapie zu nutzen. Ziel ist, die Apoptose, die bei Tumorzellen außer Gefecht gesetzt ist und die deshalb unkontrolliert wachsen, wieder anzuschalten, um die wuchernden Krebszellen in den Selbstmord zu treiben.
Bei Herzversagen oder einer plötzlich auftretenden Blutleere (Ischämie) hingegen, gehen verstärkt Herzmuskelzellen zu Grunde. Was bisher eine Vermutung war, konnten Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin und des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch jetzt in Zusammenarbeit mit Klinikern in Würzburg und Hannover zeigen: Das Herz versagt, weil die Herzmuskelzellen im Laufe einer Herzschwäche Selbstmord begehen. Die Herzkammerwände werden immer dünner und die Herzmuskelzellen sterben ab. Trotz medikamentöser Behandlung haben die Betroffenen eine verringerte Lebenserwartung. Die Arbeit von Dr. Stefan Donath, Dr. Peifeng Li, Prof. Rainer Dietz und Dr. Rüdiger von Harsdorf ist jetzt in der Fachzeitschrift Circulation erschienen.
Im Zusammenhang von Herzschwäche und Apoptose nahmen die Forscher einen kürzlich ausschließlich in Herz- sowie Nervenzellen entdeckten Schalter unter die Lupe. Bei Mäusen schalteten sie das Gen für diesen Regulator, der in der Fachsprache Apoptose Repressor mit Caspasen-Rekrutierungsdomäne (ARC) heißt, aus. In Ruhe waren die Tiere gesund. Sobald sie aber Belastungen ausgesetzt waren, versagte ihr Herz.
Die Forscher stellten weiter an Herzgewebe von Patienten, die eine Transplantation erhalten hatten, fest, dass die ARC-Spiegel der kranken Herzen sehr niedrig waren. Möglicherweise, so Dr. Donath, ist ARC deshalb als Zielstruktur für eine Therapie geeignet. Die Blockade des programmierten Selbstmords würde ausschließlich im Herzen und im Gehirn vorgenommen, da ARC nur dort vorkomme. Als Nächstes wollen die Forscher, die im Kompetenznetzwerk Herzinsuffizienz des Bundesforschungsministeriums zusammenarbeiten, deshalb die Bedeutung dieses Schutzschalters in Nervenzellen und damit bei Schlaganfall untersuchen. Die Entwicklung einer Therapie wird noch viele Jahre dauern.
(Max Delbrueck Centre for Molecular Medicine (MDC), 16.03.2006 – NPO)