Medizin

Zweiter mRNA-Impfstoff erfolgreich

Vakzin von Moderna schützt mit 94,5 Prozent Effektivität gegen Covid-19

Corona-Impfstoff
Auch der zweite mRNA-Impfstoff erweist sich als sicher und wirksam gegen Covid-19. © Teka77/ iStock.com

Gute Nachrichten: Nach BioNTech/Pfizer hat nun auch die US-Firma Moderna positive Ergebnisse zu ihrem mRNA-Impfstoff veröffentlicht. Demnach schützt das Vakzin zu 94,5 Prozent gegen Covid-19 und löst keine schweren Nebenwirkungen aus. Unter den rund 30.000 Teilnehmern der Phase-3-Studie waren zudem auch Ältere, Vorerkrankte und rund ein Drittel Schwarze und Latinos. Dieser zweite Erfolg eines mRNA-Impfstoffs erhärtet die Zuversicht gegenüber dieser neuen Technologie.

Weltweit sind elf Impfstoffe gegen Covid-19 in Tests der Phase-3 – in den großangelegten Studien, die den letzten Schritt vor einer Zulassung darstellen. Unter ihnen sind sowohl „klassische“ Vakzine aus inaktivierten Viren oder Trägerviren mit Proteinteilen von SARS-CoV-2 als auch neuartige Impfstoffe auf Basis von mRNA. Drei solcher mRNA-Vakzine sind zurzeit in klinischen Studien im Test – eine wurde von BioNTech in Mainz entwickelt, eine von Curevac in Tübingen und eine von der US-Firma Moderna.

Die mRNA-Impfstoffe schleusen die Bauanleitung für das Spike-Protein des Coronavirus in Form der Boten-RNA (mRNA) in die Zellen ein und bringen diese dazu, selbst das virale Protein zu produzieren. Das löst dann die schützende Immunantwort des Körpers aus. Weil bisher weltweit noch kein einziger zugelassener Impfstoff mit dieser Technologie existiert, waren Nebenwirkungen und Wirksamkeit vor den klinischen Tests komplett unbekannt.

Nur fünf von 95 Fällen bei den Geimpften

Doch jetzt zeichnet sich ein doppelter Erfolg ab: Nachdem am 9. November 2020 bereits BioNTech und Pfizer eine 90-prozentige Schutzwirkung für ihren mRNA-Impfstoff BNT162b2 vermeldeten, zieht nun Moderna mit seinem Vakzin mRNA-1273 nach. Nach Auswertung der Daten von rund 30.000 Teilnehmern der Phase-3-Studie kommt das unabhängige Prüfungsgremium auf eine Schutzwirkung des Impfstoffs von 94,5 Prozent, wie Moderna mitteilt.

Unter den 95 Covid-19-Fällen, die im Laufe der Studie auftraten, waren 90 Teilnehmer der Placebogruppe und nur fünf Teilnehmer, die den Impfstoff erhalten hatten. Die elf Probanden, deren Coronavirus-Infektion einen schweren Verlauf nahm, gehörten zudem alle zur Placebogruppe. Das deutet darauf hin, dass der Impfstoff in den wenigen Fällen, in denen er nicht vollständig gegen Covid-19 schützt, zumindest die Schwere der Erkrankung mindert.

„Dies ist ein entscheidender Moment in der Entwicklung unseres Covid-19-Impfstoffs“, sagt Stéphane Bancel, CEO von Moderna. „Diese positive Zwischenbilanz unserer Phase-3-Studie gibt uns die erste klinische Gewissheit, dass unser Impfstoff Covid-19 verhindern kann.“

Wirksam auch bei Älteren und Risikopatienten

Interessant auch: Wie Moderna mitteilt, waren unter den Teilnehmern auch gut 7.000 ältere Personen über 65 Jahren sowie Risikopatienten mit Diabetes, starkem Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 11.000 Teilnehmer waren zudem Latinos oder Schwarze – eine Gruppe, die in den USA besonders stark von der Corona-Pandemie betroffen ist. Insgesamt gehörten 42 Prozent der Studienteilnehmer zu einer der Risikogruppen für Covid-19.

„Das gibt Zuversicht, dass diese Ergebnisse auch für die Menschen relevant sind, die am stärksten durch Covid-19 gefährdet sind und daher den Impfstoff am dringendsten benötigen“, kommentiert der nicht an der Studie beteiligte Mediziner Peter Openshaw vom Imperial College London. Ähnlich sieht es der Infektiologe Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln: „Alles in allem ist dies eine erneut höchst positive Nachricht innerhalb kurzer Zeit, die Hoffnung darauf macht, dass wir die Pandemie im nächsten Jahr in den Griff bekommen.“

Wie schon zuvor der BioNTech-Impfstoff scheint auch das mRNA-Vakzin von Moderna nur milde Nebenwirkungen hervorzurufen. Nur in sehr wenigen Fällen traten vorübergehend Rötungen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Muskelschmerzen auf.

Wie geht es jetzt weiter?

Wie Moderna mitteilt, will das Unternehmen bei Erreichen von 151 Covid-19-Fällen eine Notfallzulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen. Dies könnte schon innerhalb der nächsten Wochen erfolgen. Bis Jahresende 2020 sollen zudem rund 20 Millionen Impfdosen produziert werden, im Jahr 2021 sollen es dann 500 Millionen bis eine Milliarde Dosen sein.

Weil die Dosierung bei mRNA-1273 mit 100 Mikrogramm RNA pro Dosis etwa dreimal höher ist als bei dem BioNTech-Impfstoff BNT162b2 ist die Produktionskapazität etwas geringer. Dafür allerdings soll das Moderna-Vakzin ohne Kühlung bei minus 70 Grad auskommen. Stattdessen ist das Vakzin laut Unternehmen sechs Monate bei minus 20 Grad haltbar und einen Monat bei normaler Kühlschranktemperatur.

„Diese Eigenschaften sind sicher auch in den reichen Ländern nützlich, könnten aber in ärmeren Ländern und Schwellenländern besonders wertvoll sein“, erklärt Stephen Evans von der London School of Hygiene & Tropical Medicine. „Denn dort gibt es einen hohen Bedarf an einem Impfstoff, der auch sicher an die Bevölkerung verteilt werden kann.“ Es stehe jedoch zu vermuten, dass auch BioNTech und Pfizer ihren mRNA-Impfstoff in dieser Hinsicht noch optimieren, um die Kühlung weniger aufwändig zu machen.

Quelle: Moderna, Science Media Center

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