Endlich geschafft: Physikern ist es erstmals gelungen, auch Quasiteilchen in ein Bose-Einstein-Kondensat zu bringen – einen exotischen Zustand, in dem sich alle Teilchen wie ein einziges „Superatom“ verhalten. Das Experiment weist damit nach, dass dies auch bei ultrakalten Excitonen, Quasiteilchen aus Elektronen und positiv geladenen „Löchern“, funktioniert. Dies klärt eine seit Jahrzehnten offene Frage und eröffnet neue Möglichkeiten auch für Quantentechnologien.
Bose-Einstein-Kondensate gelten oft als „fünfter“ Zustand der Materie – neben Gasen, Flüssigkeiten, Feststoffen und Plasmen. Sie entstehen, wenn Teilchen fast bis auf den absoluten Nullpunkt heruntergekühlt werden. Die Atome nehmen dann alle denselben Quantenzustand ein und verhalten sich wie eine einzige Materiewelle oder ein einziges „Superatom“. Solche Kondensate haben Wissenschaftler bereits im Weltraum und im freien Fall erzeugt – Basis dieser exotischen Zustände bildeten ultrakalte Atome.

Geht das auch mit Quasiteilchen?
Unklar war aber bisher, ob auch Quasiteilchen wie die Excitonen zu einem Bose-Einstein-Kondensat werden können. Diese Gebilde entstehen in einem Halbleiter, wenn Elektronen ihre ursprüngliche Position verlassen und dort ein positiv geladenes Loch zurückbleibt. Weil Elektron und Loch physikalisch aneinander gekoppelt bleiben, können sie sich wie ein Teilchen verhalten. Ist der Spin von Elektron und Loch dabei gleich, sprechend Physiker von „hellen“ oder Orthoexcitonen. Bei entgegengesetzten Spins sind es die etwas langlebigeren „dunklen“ oder Paraexcitonen.
„Die direkte Beobachtung eines Excitonen-Kondensats in einem Halbleiter wird schon seit langem versucht – seit dies 1962 theoretisch vorhergesagt wurde“, erklärt Seniorautor Makoto Kuwata-Gonokami von der Universität Tokio. „Niemand wusste, ob Quasiteilchen auch ein Bose-Einstein-Kondensat bilden können. Es war eine Art heiliger Gral der Tieftemperatur-Physik.“