Technischer Durchbruch: Physikern ist es erstmals gelungen, einen Strahl aus Myonen zu fokussieren und zu verdichten – den kurzlebigen, schweren „Brüdern“ des Elektrons. Die nun demonstrierte Methode der „Ionenkühlung“ schafft damit eine wichtige Voraussetzung für Teilchenbeschleuniger der nächsten Generation. Denn Myonen können die gleiche Kollisionsenergie mit viel weniger Anlauf und Kosten erreichen als der Large Hadron Collider (LHC) oder große Elektronenbeschleuniger.
Das Myon ist der „schwere Bruder“ des Elektrons – und ein für Physiker besonders spannendes Teilchen. Denn es teilt viele Merkmale mit dem Elektron, darunter die negative Elementarladung, hat aber eine rund 200-fach größere Masse und vermittelt mehr Energie. Myonen durchdringen dadurch selbst Beton oder Stein und können verborgene Strukturen enthüllen – ob Gänge und Kammern in der Cheops-Pyramide oder das Innenleben von Atomreaktoren. In der Physik können Myonen dagegen Abweichungen vom Standardmodell aufdecken.

Bessere Beschleuniger gesucht
Doch es gibt noch einen Bereich, in dem Myonen besser geeignet wären als ihre leichteren „Brüder“: in Teilchenbeschleunigern. Bisher werden in den leistungsstärksten Anlagen wie dem Large Hadron Collider (LHC) am CERN meist Protonen beschleunigt und kollidiert. Doch diese Atomkern-Bausteine sind zusammengesetzte Teilchen und übertragen daher nur einen Teil ihrer Masse und Energie auf die Kollision. Um höhere Energien zu erreichen, müssen die Beschleunigerringe daher enorme Größen haben.
Deutlich „einfacher gestrickt“ sind dagegen echte Elementarteilchen wie Elektronen oder Myonen. Deshalb werden viele Experimente mit Kollisionen von Elektronen und Positronen durchgeführt. Der Nachteil hierbei: Weil die Elektronen sehr leicht sind und beim Beschleunigen einen Großteil ihrer Energie als Synchrotronstrahlung verlieren, sind ihre Kollisionen weit energieärmer als die der Protonen.