Aufschlussreiche Reste: Wenn Salzlösungen trocknen, hinterlassen sie charakteristische, oft symmetrische Kristallmuster. Diese Salzrückstände sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern können auch verraten, welche Substanzen sich in der Flüssigkeit befinden, wie Chemiker jetzt herausgefunden haben. Ein Foto eines solchen Tropfen-Kunstwerks reicht demnach aus, um das Salz mithilfe einer Künstlichen Intelligenz chemisch zu analysieren. Diese Technik könnte künftig für Analysen auf dem Mars oder für Drogentests verwendet werden.
Wenn eine Salzlösung austrocknet, verdunstet das Wasser und nur das Salz bleibt zurück. Dabei entstehen Gebilde aus Salzkristallen in den unterschiedlichsten Formen. Bei diesem scheinbar einfachen Vorgang sind komplexe biophysikalische Prozesse am Werk. Welches Muster sich letztlich aus den Salzrückständen formt, hängt somit von mehreren Faktoren ab. Zum Beispiel beeinflussen neben den chemischen Eigenschaften der Substanzen auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Oberflächenspannung, was für Salzkristalle sich formen.
Tropfenmuster in Zahlencodes übersetzen
Ein Team um Bruno Batista von der Florida State University hat nun untersucht, ob sich aus dem Ergebnis dieses Trockenprozesses auf die ursprüngliche Lösung schließen lässt. Das Ziel der Forschenden: Am Tropfenmuster die chemische Zusammensetzung des Salzes erkennen. Dafür erzeugten sie 42 anorganische Salzlösungen, ließen kleine Tropfen davon auf flachen Glasoberflächen trocknen und machten insgesamt 7.500 Fotos von den so produzierten weißen Salzflecken vor schwarzem Hintergrund.
Dann ordneten die Chemiker mit einer Software jedem Foto 16 Parameter zu – darunter Eigenschafen wie Fläche, Dichte und Konsistenz – und übersetzten diese Parameter der verschiedenen Tropfenbilder in Zahlen, die die Salzmuster binär codieren. Damit trainierten sie dann eine Künstliche Intelligenz (KI), so dass diese aus den Fotos von ring-, nadel- oder blätterförmig angeordneten Kristallen auf die Zusammensetzung des Salzes schließen kann. Anschließend testeten sie die KI mit weiteren Bildern von Tropfenmustern, die nicht Teil des Trainingsdatensatzes waren.