Der größte und stärkste Teilchenbeschleuniger der Erde läuft wieder: Am 22. April hat der Large Hadron Collider (LHC) des CERN seine drei Jahre lange Umbaupause beendet – die ersten Protonen zirkulierten wieder im Beschleunigerring. In ihm sind nun mehr und energiereichere Kollisionen möglich, die vier großen Detektoren wurden weiter optimiert. Sie könnten nun Hinweise auf Abweichungen vom Standardmodell erhärten. Außerdem sollen zwei neue Detektoren gezielt nach Teilchen der Dunklen Materie suchen.
Er ist die mit Abstand größte Maschine der Welt: Seit 2008 beschleunigt der 27 Kilometer große Ring des Large Hadron Collider (LHC) Protonen und schwere Atomkerne auf Rekordenergien und lässt sie kollidieren. In seinen Teilchendetektoren wurde 2012 das Higgs-Boson nachgewiesen. Seither allerdings blieben große Entdeckungen zur Enttäuschung vieler Physiker aus – trotz der in der zweiten Laufzeit des Teilchenbeschleunigers verdoppelten Leistung.

Doch in den letzten Jahren haben die Daten des LHC zumindest einige Indizien dafür geliefert, dass es womöglich Teilchen und Kräfte jenseits des etablierten Standardmodells der Teilchenphysik gibt. Dazu gehören im LHC festgestellte Anomalien beim Zerfall des B-Mesons, aber auch Auffälligkeiten beim Zerfall des Beauty-Quarks. Bisher waren diese Anomalien aber nicht ausreichend signifikant, um offiziell als Entdeckung zu gelten.
Start der dritten Laufzeit
Das könnte sich nun ändern: Nach einer dreijährigen Umbaupause ist der Large Hadron Collider nun wieder angelaufen. Am 22. April 2022 zirkulierten erstmals wieder Protonen in zwei entgegengesetzten Strömen durch den Beschleunigerring. „Noch enthielten diese Teilchenstrahlen relativ wenige Protonen und erreichten nur niedrige Energien“, erklärt der Leiter der LHC-Strahlkontrolle Rhodri Jones. Die Protonen zirkulierten nur mit 450 Gigaelektronenvolt – das entspricht der Energie, mit der sie in den Ring eingespeist wurden.