Wichtiger Fortschritt: Physiker könnten eines der großen Probleme künftiger Fusionsreaktoren gelöst haben. Sie haben herausgefunden, wie sich zerstörerische Turbulenzen am Rand des ultraheißen Plasmas vermeiden lassen – und damit gefährliche Wandschäden. Eine am Rand erhöhte Plasmadichte und eine spezielle Ausrichtung der Magnetfeldlinien machen die Plasma-Instabilitäten demnach zwar häufiger, aber viel schwächer und verhindern so die Schäden.
Fusionsreaktoren gelten als vielversprechende Energiequelle der Zukunft. Um aus der Kernfusion Strom zu erzeugen, muss jedoch das Plasma aus Wasserstoff, Deuterium oder Tritium auf mindestens 100 Millionen Grad erhitzt werden. Weil kein Material der Welt einer solchen Hitze standhält, muss das Fusionsplasma durch Magnetfelder eingegrenzt und von den Reaktorwänden ferngehalten werden. In Testreaktoren wie dem Joint European Torus (JET), dem zurzeit in Frankreich gebauten ITER und anderen alternativen Bautypen wird die Technologie dafür erforscht.

Zerstörerische Teilchenausbrüche
Doch es gibt ein Problem: Im Randbereich des heißen, torusförmigen Fusionsplasmas kommt es immer wieder zu Instabilitäten – es entstehen Turbulenzen, bei denen energiereiche Teilchen aus dem Plasmatorus herausschießen und die Reaktorwand treffen. Solche sogenannten Edge Localised Modes (ELM) haben im Jet-Testreaktor bereits Wolframkacheln schmelzen lassen. In künftigen Fusionsreaktoren mit einem gezündeten, sich selbst erhaltenden Plasma wäre der zerstörerische Effekt noch tausendmal stärker.
„Diese ELMs vom Typ 1 sind in heutigen Testanlagen noch tolerierbar, stellen aber eine ernste Gefahr für die Wandkomponenten von größeren Fusionsreaktoren wie dem ITER oder künftigen Fusionskraftwerken wie DEMO dar“, erklären Georg Harrer von der TU Wien und dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching. Bisher gab es gegen diese Instabilitäten aber keine Maßnahmen, die bei den Großreaktoren ohne Weiteres umsetzbar wären.