Gleichgerichtete Schwingungen: Physikern ist es gelungen, polarisierte Röntgenstrahlen mit der höchsten je erreichten Reinheit zu erzeugen. Die Photonen im XFEL-Röntgenlaser schwingen dadurch fast alle in der gleichen Richtung. Die Abweichung von der gewünschten Polarisation liegt bei nur noch 80 Billionstel Photonen – Weltrekord. Diese Reinheit könnte erstmals den Nachweis der Vakuumdoppelbrechung ermöglichen, einer lange vorhergesagten, aber auf der Erde noch nie nachgewiesenen Licht-Wechselwirkung.
Die Polarisation beschreibt, in welcher Ebene eine elektromagnetische Strahlung schwingt. Während die Photonen bei normalem Licht meist keine einheitliche Ausrichtung haben, ist dies bei Laserlicht anders: Ihre Photonen sollen im Gleichtakt und in der gleichen Richtung schwingen. Erst dies macht die Übermittlung optischer Daten, quantenphysikalische Messungen und andere Anwendungen möglich.
Abweichler im geordneten Licht
Das Problem jedoch: Selbst bei modernsten Lasern und Röntgenlasern gibt es immer einen gewissen Anteil von Photonen, die von der gewünschten Schwingungsrichtung abweichen. Der Anteil der Polarisations-Unreinheit konnte bei bisherigen Anlagen nicht unter 10-10 gedrückt werden – einige falsch schwingende Photonen pro zehn Milliarden korrekt polarisierten. Dies begrenzte die Anwendungmöglichkeiten vor allem bei Messungen fundamentaler physikalischer Phänomene.
Doch nun ist es Physikern am Röntgenlaser European XFEL in Hamburg erstmals gelungen, diese Grenze zu knacken. Das Team um Kai Schulze vom Helmholtz-Institut Jena nutzte dafür einen besonders stark fokussierten Strahl sowie einen neu entwickelten Polarisator. In einem solchen „Gleichrichter“-Kristall wird das Licht durch einen dünnen Kanal geleitet und an dessen Wänden so gebrochen, dass am Ende nur Strahlung einer Ausrichtung übrigbleibt.