Extreme Entladung: Im Mai 2018 schoss über Oklahoma ein gigantischer Blitz von der Spitze einer Wolke bis in die Ionosphäre – und transportierte dabei 60-mal so viel Energie wie ein normaler Blitz. Energiemenge und Ausmaß dieses „Gigantic Jets“ waren doppelt so groß wie alle bisher beobachteten „Aufwärts-Blitze“ dieser Art, wie ein Forschungsteam berichtet. Noch merkwürdiger ist jedoch, dass dieser Blitz unter völlig anderen Umständen als die bisher bekannten Riesen-Jets entstand.
Blitze entstehen, wenn sich in Gewitterwolken starke Ladungsunterschiede bilden und abrupt entladen. Meist springen diese Entladungen zwischen Wolken oder einer Wolke und der Erdoberfläche über. Doch es gibt auch Fälle, in denen sich ein Blitz von der Oberseite einer Gewitterwolke nach oben entlädt. Kleinere, rötliche Entladungen dieser Art werden als „Sprites“ oder Koboldblitze bezeichnet, größere, meist bläulich leuchtende Aufwärts-Blitze als „Blue Jets„.
Noch stärker und weit seltener sind sogenannte Gigantic Jets. „Von allen Leuchterscheinungen sind die gigantischen Jets die seltenste und vielleicht spektakulärste“, erklären Levi Boggs vom Georgia Tech Research Institute und seine Kollegen. „Sie bilden eine direkte Verbindung zwischen der unteren und oberen Atmosphäre und können große Ladungsmengen zwischen ihnen übertragen.“ Typischerweise ereignen sich solche Riesen-Jets über besonders starken, blitzreichen und turbulenten tropischen Gewitterstürmen.

Gigantic Jet mit überraschend anderen Merkmalen
Umso überraschender ist der am 14. Mai 2018 über Oklahoma beobachtete Gigantic Jet: Er ereignete sich auf 35 Grad nördlicher Breite und damit weit außerhalb der für diese Blitze typischen Zone. Auch ein Tropensturm war nicht beteiligt. Stattdessen entsprang der Riesen-Jet von der Oberseite einer Gewitterwolke, die keine besonders starken Aufwinde umfasste, keine vorhergehenden normalen Blitze produzierte und deren Spitze auch keine Turbulenzen aufwies, wie Boggs und sein Team berichten.