Mysteriöser Überschuss: Bei der laserinduzierten Fusion von Deuterium und Tritium haben Physiker überraschende Diskrepanzen zu gängigen Modellen entdeckt. Demnach setzt die Kernfusion im brennenden Plasma unerwartet energiereiche Neutronen frei. Die Teilchen im Fusionsplasma haben demnach mehr Energie als sie bei diesen Temperaturen haben dürften. Warum das so ist und warum der Effekt nur im brennenden Plasma auftritt, ist bisher ungeklärt, so die Forschenden in „Nature Physics“.
Die Kernfusion gilt als Energiequelle der Zukunft. Bisher ist allerdings strittig, welche Fusions-Technologie am ehesten zu nutzbaren Fusionskraftwerken führen wird. Testanlagen wie ITER, JET oder Wendelstein-X nutzen den Magneteinschluss, um größere Mengen Wasserstoff oder Deuterium-Tritium-Plasma aufzuheizen und zur Fusion zu bringen. Andere Ansätze verwenden hingegen Laser oder Gaskanonen, um eine kleine Plasmamenge abrupt zu komprimieren und so zur Fusion zu bringen.

Laser-Fusion an der Schwelle zur Zündung
In der Laserfusion am weitesten fortgeschritten sind die Experimente an der National Ignition Facilty (NIF) in den USA. Dort bestrahlen Hochleistungs-Laser einen winzigen Hohlraum mit Deuterium-Tritium-Ionen und erzeugen für Sekundenbruchteile eine Leistung von mehr als zehn Billiarden Watt. Dies löst die Kernfusion im extrem aufgeheizten und komprimierten Plasma aus. Im August 2021 erreichte die Fusionsenergie in dieser Anlage erstmals 1,3 Megajoule und damit die Schwelle zur Zündung – den Punkt, an dem sich die Fusion ohne weitere Energiezufuhr selbst erhält.
Was bei der Laserfusion im brennenden Fusionsplasma vor sich geht, haben Physiker um Edward Hartouni und Alastair Moore vom Lawrence Livermore National Laboratory (LLNL) näher untersucht. Dafür werten sie Messdaten zur Energie und Menge der bei der Fusion im Plasma freigesetzten Neutronen aus. Mithilfe von fünf speziellen Spektrometern im Reaktorraum konnten sie deren Flugbahnen und Geschwindigkeiten aus allen Richtungen und bis auf fünf Kilometer pro Sekunde genau verfolgen.