Lücke in den Modellen? Ein Teilchendetektor auf der Internationalen Raumstation ISS hat überraschende Messergebnisse zur kosmischen Strahlung geliefert. Demnach enthält sie deutlich mehr Deuteronen – Kerne des schweren Wasserstoffs – als sie dürfte. Dieser Überschuss ist nicht durch sekundäre Prozesse wie Kollisionen im interstellaren Medium erklärbar, wie die Physiker der AMS-Kollaboration berichten. Der schwere Wasserstoff muss daher durch einen noch unbekannten Prozess im frühen Kosmos entstanden sein.
Wasserstoff ist das häufigste und ursprünglichste Element im Kosmos, es wurde schon direkt nach dem Urknall gebildet. Dabei entstanden neben dem normalen Wasserstoff auch schwerere Isotope des Elements, darunter das Deuterium. Dieses besitzt zusätzlich zu einem Proton ein Neutron im Atomkern. Der gängigen Theorie nach konnten sich solche Deuteron-Kerne aber nur in den ersten Minuten nach dem Urknall bilden. Später reichten die Neutronendichte und die Energie nicht mehr aus, ein großer Teil der primordialen Deuteron-Kerne reagierte weiter zu Helium.
In der kosmischen Strahlung sind jedoch bis heute Deuteron-Kerne nachweisbar – wenn auch nur in sehr geringen Anteilen. Der Theorie nach handelt es sich dabei jedoch fast nur um sekundäre Deuteronen – schwere Wasserstoffkerne, die nachträglich durch Kollisionen von Helium-Atomen mit dem interstellaren Medium entstanden sind.

Zu viele energiereiche Deuteronen
Jetzt sorgt ein Messergebnis von der Internationalen Raumstation ISS für Aufsehen. An ihrer Außenseite ist das Alpha Magnetic Spectrometer (AMS) installiert – ein Teilchendetektor für kosmische Strahlung. Seit 2011 hat dieses Instrument mehr als 233 Milliarden Teilchen der kosmischen Strahlung registriert, darunter auch Antimaterie-Partikel, Helium-Kerne und energiereiche Protonen. Jetzt haben Physiker der AMS Collaboration diese Daten ausgewertet, um den Anteil der Deuteron-Kerne erstmals genauer zu bestimmen.