Neues Rezept: Chemiker haben ein neues Verfahren entwickelt, mit dem sich das begehrte Duftmolekül Ambrox mit weniger Aufwand und ohne unerwünschte Nebenprodukte herstellen lässt. Die von der Natur inspirierte Methode kürzt dabei den bisherigen Prozess ab und kommt ohne harsche Bedingungen aus, wie das Team in „Nature“ berichtet. Das Ausgangsmaterial ist zudem leichter verfügbar als bei herkömmlichen Verfahren. Doch wie funktioniert die chemische Reaktion? Und wieso könnte sie auch andere Synthesen revolutionieren?
Wir alle wollen gut riechen. Denn ein angenehmer Geruch suggeriert Gesundheit und Attraktivität, regt die Fantasie und Gefühle an und beflügelt unsere Träume. Bereits die Römer und Ägypter entwickelten daher duftende Salben und Parfüms, um ihren Eigengeruch zu verbessern. Einer der beliebtesten Duftstoffe der Welt ist bis heute das seltene Naturprodukt (-)-Ambrox mit seinem unverwechselbaren warmweichen und holzigen Geruch. Jährlich werden mehr als 30 Tonnen davon hergestellt.
Früher wurde Ambrox ausschließlich aus Ambra gewonnen, einer grauen, wachsartigen Substanz aus dem Darmtrakt von Pottwalen, die gelegentlich an den Strand gespült wird. Heute kann der Duftstoff auch aus einem pflanzlichen Naturprodukt hergestellt werden, das in großen Mengen in einer bestimmten Salbeiart vorkommt, dem Muskatellersalbei. Doch dieser Syntheseprozess erfordert mehrere Reaktionsschritte und ist abhängig von der Verfügbarkeit dieser einen Pflanze.
Gestraffter Prozess
Ein Team um Na Luo vom Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr hat nun eine neue Methode zur Synthese des beliebten Duftstoffs entwickelt, die ohne Wal-Exkremente oder Salbei auskommt. Doch auch dieses Verfahren ist von der Natur inspiriert und verwendet die dort gängige Polyenzyklisierung. Bei diesem komplexen Reaktionsschema werden aus strukturell eher einfachen Ausgangsstoffen komplizierte Moleküle aufgebaut. Die Natur nutzt dafür verschiedene Enzyme in einem einzigen Vorgang. Diesen im Labor nachzuahmen erforderte jedoch bislang mehrere Schritte, die im Fall von Ambrox drei bis vier Tage dauern.