Mysteriöse Diskrepanz: Physiker haben die Masse des W-Bosons so genau wie nie zuvor bestimmt – und klare Abweichungen vom Standardmodell der Physik gefunden. Das Trägerteilchen der schwachen Kernkraft ist demnach signifikant schwerer als es der Theorie nach sein dürfte, wie das Team in „Science“ berichtet. Diese Abweichung könnte darauf hindeuten, dass das Standardmodell unvollständig ist und dass es Kräfte oder Teilchen jenseits der bekannten Physik gibt.
Das 1983 entdeckte W-Boson ist eines der fundamentalen Elementarteilchen im Standardmodell der Physik. Denn es gehört zu den Trägerteilchen der physikalischen Grundkräfte und vermittelt zusammen mit dem Z-Boson die schwache Kernkraft. Diese wirkt immer dann, wenn Atome zerfallen oder miteinander verschmelzen – beispielsweise beim radioaktiven Betazerfall oder der Fusion von Wasserstoffkernen in der Sonne.

Dem Standardmodell der Physik nach muss das W-Boson ein echtes Schwergeweicht sein und etwa 80-mal mehr Masse aufweisen ein Proton. Dies ergibt sich aus theoretischen Berechnungen zu seiner Interaktion mit anderen Teilchen wie dem Higgs-Boson, dem Top-Quark und auch der Ladung des Elektrons. Treffen diese zu, müsste das W-Boson eine Masse von 80.357 Megaelektronenvolt besitzen – aber tut es das auch?
4,2 Millionen Zerfälle als Datenbasis
Das haben nun Physiker der CDF-Kollaboration am Fermi National Accelerator Laboratory in den USA überprüft. Ihre Messung beruht auf Daten des Tevatron-Teilchenbeschleunigers, in dem Protonen und Antiprotonen mit hoher Geschwindigkeit zur Kollision gebracht wurden. Bei diesen Kollisionen entstehen W-Bosonen, die nach kurzer Zeit entweder in ein Elektron und Neutrino oder ein Myon und Neutrino zerfallen. Aus der Flugrichtung und Energie dieser Zerfallsprodukte lässt sich ermitteln, wie schwer das W-Boson gewesen sein muss.