Psychologie

Ab wann ist eine Beziehung nicht mehr zu retten?

Psychologen identifizieren Wendepunkt in Paarbeziehungen

Foto eines streitenden Paares
Streit in einer Paarbeziehung ist normal. Doch wann führt die Unzufriedenheit zur Trennung? © Wavebreakmedia/iStock

Der Anfang vom Ende: Wenn ein Paar sich trennt, kommt das für manche scheinbar aus heiterem Himmel. Doch tatsächlich gibt es einen Wendepunkt in Paarbeziehungen, ab dem eine Trennung unvermeidlich wird, wie Psychologen herausgefunden haben. Demnach nimmt die Zufriedenheit in einer Beziehung im Endstadium zunächst graduell ab und lässt sich in dieser Phase noch verbessern. Ohne Gegensteuern erreichen Paare jedoch etwa ein bis zwei Jahre vor der Trennung einen „Point of no Return“.

Eine Liebesbeziehung beginnt oft mit überschwänglichem Glück, einem hohen Maß an Leidenschaft und der sogenannten rosaroten Brille. Im Laufe des Zusammenseins nimmt die Zufriedenheit der Partner jedoch ab, besonders in den ersten Jahren. Ein spezieller Tiefpunkt tritt oft nach zehn Jahren Paarbeziehung ein. So weit, so normal, wie aus verschiedenen Studien bekannt ist. Doch während manche Paare sich mit den Veränderungen arrangieren und auf andere Weise als zu Beginn glücklich in ihrer Beziehung werden, steuern andere Paare mit der Zeit auf das Beziehungsende zu.

Paare im Vergleich

Wann eine Trennung nahezu unvermeidbar wird, haben nun Janina Bühler von der Universität Mainz und Ulrich Orth von der Universität Bern untersucht. Dafür werteten die Psychologen vier große Studien aus Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden aus, an denen insgesamt 11.295 Personen teilgenommen hatten. Jede dieser Studien begleitete Paare zwischen zwölf und 21 Jahre lang und befragte sie regelmäßig, wie zufrieden sie gerade mit ihrer Beziehung sind.

Während des Studienverlaufs trennten sich einige Paare, andere blieben zusammen. Bühler und Orth untersuchten, ob sich die späteren Trennungen anhand der Angaben der Teilnehmenden rückblickend hätten vorhersagen lassen. „Um sich auflösende Partnerschaften besser zu verstehen, haben wir deren Entwicklung vom Ende her betrachtet“, erklärt Bühler.

In den Schlagzeilen

News des Tages

Baryon-Zerfall im LHCb

Antimaterie: Symmetriebruch nachgewiesen

Erster Nachweis einer Aurora auf dem Neptun

Dinosaurier mit Scherenhänden entdeckt

Wie gefährlich sind CBD-haltige Lebensmittel?

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Oxytocin - Ein Kuschelhormon mit vielen (Neben-) Wirkungen

In zwei Phasen zur Trennung

Die Auswertung ergab, dass die Zufriedenheit der Partner gegen Ende der Beziehung tatsächlich erkennbar abnahm. Dieser „Terminal Decline“ gliederte sich allerdings in zwei Phasen: In der präterminalen Phase sank die Beziehungszufriedenheit zunächst nur ganz leicht und über mehrere Jahre hinweg. Dann kam es zu einem deutlichen Knick, ab dem die Zufriedenheit der Partner stark abnahm.

Grafik zeigt den Verlauf der Beziehungszufriedenheit bis zur Trennung
Verlauf der Beziehungszufriedenheit bis zur Trennung: Ergebnisse der national repräsentativen Längsschnittstudie pairfam aus Deutschland. © Janina Bühler

„Ab diesem Wendepunkt erfolgt ein rasanter Abfall der Beziehungszufriedenheit und betroffene Paare steuern auf eine Trennung zu“, berichtet Bühler. Die terminale Phase ab diesem Übergangspunkt dauerte zwischen sieben und 28 Monaten – im Durchschnitt ein bis zwei Jahre, wie das Team feststellte. „Ist diese Phase erreicht, kommt es später ausnahmslos zur Trennung“, beschreibt Bühler.

„Point of No Return“ ist der Anfang vom Ende

In den Beziehungen, die letztlich zerbrachen, kamen jeweils beide Partner zu einem solchen Wendepunkt, jedoch zeitversetzt. Die Person, die letztlich die Trennung einleitete, war früher mit der Beziehung unzufrieden und erlebte den Transitionspunkt deutlich eher als die Person, die verlassen wurde. „Paare gehen also durch verschiedene Phasen hindurch, sie trennen sich in der Regel nicht von heute auf morgen, und diese Phasen werden von beiden Partnern unterschiedlich erlebt“, konstatiert Bühler.

Foto eines älteren lachenden Paares bei einer Schneeballschlacht
Bevor der Wendepunkt erreicht ist, können Paare noch gegensteuern und eine Trennung oft noch vermeiden. © monkeybusinessimages/GettyImages

Auch bei den Paaren ohne Trennung fanden die Psychologen teils präterminale Beziehungsphasen, diese Paare erreichten jedoch nie den Wendepunkt beziehungsweise die Endphase und blieben zusammen. Bühler und Orth schließen daraus, dass sich Beziehungen vor diesem Wendepunkt wahrscheinlich noch durch eine Paartherapie oder anderweitiges Gegensteuern retten lassen.

Vor der Wende ist eine Beziehung noch zu retten

„Es ist wichtig, dass wir diese Muster erkennen. Wenn sich die Partner in der präterminalen Phase befinden, noch bevor es steil bergab geht, können Bemühungen zur Verbesserung der Beziehung effektiver sein und eine Trennung kann vielleicht verhindert werden“, so Bühler. Allerdings suchen sich die meisten Paare erst dann Hilfe, wenn der „Point of no Return“ erreicht und es somit schon zu spät ist, wie die Psychologen anmerken.

Die Forschenden betonen zudem, dass ihre Erkenntnisse nur für westliche Länder gelten, in denen sich Menschen in der Regel frei für eine Trennung von ihrem Partner entscheiden können. (Journal of Personality and Social Psychology, 2025; doi: 10.1037/pspp0000551)

Quelle: Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

Bücher zum Thema

Feuerwerk der Hormone - Warum Liebe blind macht und Schmerzen weh tun müssen von Marco Rauland

Top-Clicks der Woche