Die übrigen Teilnehmenden erhielten einen Artikel, in dem fälschlicherweise behauptet wird, die Feuerursache sei eine Brandstiftung, die bewusst vertuscht wurde. Erst im Anschluss erhielten sie den Tatsachenartikel. Die Psychologen befragten die Testpersonen nach dem Lesen, was sie jeweils von dem Inhalt des Artikels hielten.
Schlafstörungen verleiten zu Verschwörungsdenken
Dabei zeigte sich, dass Menschen mit regelmäßig schlechterer Schlafqualität oder zu kurzer Schlafdauer eher der Fake-News-Version der Ereignisse glaubten. „Die Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien führt zu einem stärkeren Glauben an Verschwörungen und eine schlechtere Schlafqualität verstärkt diesen Effekt“, schreibt das Team.
Wer schlecht schläft, kann demnach irreführenden Narrativen schwerer widerstehen – möglicherweise, weil Menschen unter Schlafmangel Informationen schlechter kritisch bewerten können oder schlicht mehr Zeit haben, über Verschwörungserzählungen zu grübeln, vermuten Jolley und seine Kollegen.
Depressionen als Bindeglied
Um das zu überprüfen, befragte das Team anschließend 575 Teilnehmende, wie sie zu ihren Überzeugungen kommen. Dafür verwendeten sie umfassendere psychologische Fragebögen zu Schlafrhythmen, mentalen Problemen sowie mehreren Verschwörungstheorien, beispielsweise über den Klimawandel, das Kennedy-Attentat und die Terroranschläge auf das World Trade Center vom 11. September 2001. Das sollte Aufschluss über die psychologischen Mechanismen geben, die die schlechte Schlafqualität und Verschwörungsglauben miteinander verbinden.
Die Ergebnisse bestätigten, dass Menschen öfter an Verschwörungstheorien glauben, wenn sie schlecht oder wenig schlafen. Die Betroffenen zweifelten insgesamt mehr und waren zudem von spezifischen falschen Narrativen überzeugt. Diese Menschen litten allerdings zugleich häufiger unter Depressionen, wie die Auswertung ergab. Auch frühere Studien haben bereits einen Zusammenhang zwischen Schlaf und Depressionen oder zwischen Depressionen und Verschwörungsdenken gefunden.
Auch Wut und Paranoia befeuern Verschwörungstheorien
Auch Wut, Angst und Paranoia traten bei den Testpersonen mit Schlafproblemen etwas häufiger auf. Dies schien ebenfalls anfälliger für Fake News zu machen, überraschenderweise jedoch nur bei Wut und Paranoia, nicht bei Angst, berichtet das Team. Im Gegensatz zu Depressionen befeuerten diese Emotionen jedoch nur den Glauben an konkrete Verschwörungserzählungen, nicht allgemeines Verschwörungsdenken.
Ein möglicher Grund dafür: Verschwörungstheorien liefern eine alternative Erklärung für bedrohlich erscheinende Situationen. Daher wirken sie auf Depressive oder unter Paranoia leidende Menschen beruhigend und helfen ihnen dabei, ihre Empfindungen und ihr Weltbild in Einklang zu bringen, erklärt das Team mit Blick auf frühere Erkenntnisse. Gleichzeitig befeuern solche Narrative wiederum Schlafstörungen, was zu einem Teufelskreis führen kann.
Schlaf schützt vor Verschwörungsdenken
„Schlaf ist entscheidend für die psychische Gesundheit und die kognitiven Funktionen. Es hat sich gezeigt, dass schlechter Schlaf das Risiko für Depressionen, Wutzustände und Paranoia erhöht – Faktoren, die zu Verschwörungsglauben beitragen“, fasst Jolley zusammen. Die Psychologen schließen daraus, dass eine schlechte Schlafqualität und Schlaflosigkeit die mentale Gesundheit und emotionale Verfassung beeinträchtigen, was die Betroffenen dann indirekt auch anfälliger für Verschwörungsglauben macht.
„Unsere Forschung deutet darauf hin, dass die Verbesserung der Schlafqualität vor einer Ausbreitung von Verschwörungsdenken schützen könnte“, betont Jolley. Demnach ließe sich die Anfälligkeit der Bevölkerung für Verschwörungstheorien verringern, indem man Gesundheitsmaßnahmen fördert, die den Schlaf verbessern oder Schlafstörungen vorbeugen. Ob dies den „Wutbürgern“ tatsächlich hilft, klarer zu sehen, bleibt allerdings vorerst offen. (Journal of Health Psychology, 2025; doi: 10.1177/13591053251320598)
Quelle: University of Nottingham
17. März 2025
- Claudia Krapp