Der Cortex antwortet nicht: Wenn wir schlafen, reagiert unser Gehirn durchaus noch auf Geräusche – aber anders als gedacht, wie nun eine Studie enthüllt. Demnach werden die Signale der akustischen Reize zwar bis in die höheren Verarbeitungsebenen weiterleitet und dort analysiert. Was aber im Schlaf fehlt, ist das Feedback dieser höheren Hirnareale. Dadurch können wir nächtliche Geräusche nicht identifizieren oder uns auf sie fokussieren – eine bewusste Wahrnehmung bleibt aus.
Im Schlaf ist unser Bewusstsein von der Außenwelt abgekoppelt – nicht aber unsere Sinne und unser Gehirn. Denn Ohren oder Nase nehmen auch im Tiefschlaf noch Reize von außen wahr und leiten sie ans Gehirn weiter. Dadurch kann beispielsweise ein Duft unsere Träume beeinflussen oder der Wecker uns morgens aus dem Schlaf reißen. Sogar eine gewisse Filterung der Reize findet statt, wie Studien nahelegen. Unklar war aber bisher, warum wir uns dieser Reize nicht bewusst werden und wie sich ihre Verarbeitung von der im Wachzustand unterscheidet.
Wie gut hört das schlafende Gehirn?
Eine Antwort darauf liefert nun eine Studie von Hanna Hayat von der Universität Tel Aviv und ihren Kollegen. Sie haben das Rätsel der Schlafwahrnehmung bei 13 Epilepsiepatienten untersucht, denen zu Diagnosezwecken ein ganzes Netz von Elektroden ins Gehirn eingesetzt worden war. Anders als bei bloßen Ableitungen der Hirnströme von außen konnten sie dadurch genau mitverfolgen, wie das Gehirn der Teilnehmenden in verschiedenen Schlafphasen auf eine Reihe von Geräuschen reagierte.
Dafür platzierten die Forschenden Lautsprecher am Bett der Patienten und spielten ihnen zunächst tagsüber, dann zu verschiedenen Zeiten in der Nacht leise Geräusche vor – Klicklaute, Tonfolgen, Musikstücke und auch Sprachaufnahmen. Über die implantierten Elektroden zeichneten sie dann die Art und Intensität der Hirnströme von rund 50 Neuronen in verschiedenen Hirnteilen auf. Parallel dazu wurden die jeweiligen Schlafphase über Augenbewegungen, Muskeltonus und ein normales EEG bestimmt.