Faszinierendes Phänomen: Einige Menschen vergessen nie ein Gesicht und erkennen diese selbst nach Jahrzehnten wieder – aber warum? Ein Experiment enthüllt, dass solche Super-Recogniser ein neues Gesicht anders visuell abtasten als normale Menschen: Sie fokussieren weniger auf die Augen, sondern durchmustern alle Gesichtspartien und speichern deren Merkmale offenbar als einzelne „Puzzleteile“ ab. Dadurch können sie selbst kleine Ausschnitte von Gesichtern noch wiedererkennen.
Schon ein Blick reicht – jedenfalls für die meisten Menschen: Dank unserer Fähigkeit zur Gesichtserkennung können wir innerhalb von Sekundenbruchteilen Bekannte, Freunde und Verwandte von Fremden unterscheiden. Unser Gehirn hat dafür sogar ein eigenes Hirnareal. Allerdings ist die Fähigkeit, sich Gesichter zu merken, nicht bei allen Menschen gleich gut: Einige sind gesichtsblind und erkennen selbst das Gesicht ihrer Eltern nicht, andere vergessen ein einmal gesehenes Gesicht nie mehr – sie sind sogenannte Super Recogniser.
Was steckt dahinter?
Doch was steckt hinter dem absoluten Gesichtsgedächtnis der Super-Recogniser? Klar scheint, dass diese Fähigkeit nichts mit Training oder einem allgemein fotografischen Gedächtnis zu tun hat: Wer sich an jedes Gesicht erinnert, kann ansonsten ein völlig durchschnittliches visuelles Gedächtnis haben. Das legt nahe, dass bei solchen Menschen nur die Zentren für die Gesichtserkennung besser oder vielleicht auch anders arbeiten als bei „normalen“ Menschen.
„Bisher ist aber unklar, wie die Verarbeitung der visuellen Informationen bei der Gesichtserkennung genau funktioniert“, erklären James Dunn von der University of New South Wales in Sydney und seine Kollegen. Eine der offenen Fragen ist dabei, ob Super-Recogniser neue Gesichter als eine Einheit – ähnlich einem Schnappschuss – wahrnehmen und sich merken oder ob sie die Merkmale einzeln analysieren und abspeichern.