Rauchender Kopf: Wenn wir intensiv lernen oder andere anspruchsvolle geistige Arbeit leisten, sind wir hinterher erschöpft. Warum das so ist und was dabei im Gehirn vorgeht, haben Forschende nun herausgefunden. Demnach sammelt sich in unserem Denkorgan bei geistiger Anstrengung immer mehr Glutamat an – ein bei Hirnzell-Aktivität ausgeschütteter Botenstoff. Das spricht dafür, dass das Gehirn bei längerer kognitiver Belastung seine „Abfälle“ nicht mehr schnell genug entsorgen kann – und daher Erschöpfung signalisiert.
Ob stundenlanges Lernen, das Nachdenken über ein kniffliges Problem oder ein Schachturnier: Wenn wir uns längere Zeit intensiv geistig anstrengen, fühlen wir uns hinterher erschöpft. Wir werden denkfaul, meiden instinktiv weitere kognitive Herausforderungen und können auch unsere Impulse schlechter kontrollieren. Studien zeigen beispielsweise, dass Menschen dann der Verlockung durch Junkfood oder Süßigkeiten schlechter widerstehen können und auch Gefühlsäußerungen weniger gut unter Kontrolle haben.
Warum strengt Denken an?
Aber warum? Einer Theorie nach zehrt das Gehirn bei intensiver kognitiver Belastung seine Energiereserven in Form von Glucose auf. Die geistige Erschöpfung signalisiert demnach diesen Mangel und soll uns zu energiesparenderem Verhalten bewegen. „Die Erschöpfung ist diesen Theorien zufolge eine Art Illusion, die unser Gehirn erzeugt, damit wir mit den anstrengenden Aufgaben aufhören“, erklärt Seniorautor Mathias Pessiglione vom Institut für Gehirn und Rückenmark (ICM) in Paris.
Dieser Theorie widerspricht jedoch, dass Messungen keinen signifikant erhöhten Glucoseverbrauch bei geistiger Anstrengung zeigen. „Diese Theorien können zudem nicht erklären, warum die Selbstkontrolle von diesem postulierten Energiemangel betroffen sein soll, nicht aber andere kognitive Prozesse wie das Sehen“, konstatieren Pessiglione, Erstautor Antonius Wiehler vom ICM und ihre Kollegen. Sie haben daher nach einer anderen Erklärung gesucht.