KI als Influencer: Gleich mehrere psychologische Mechanismen sorgen dafür, dass wir Fehlinformationen und Vorurteile von künstlichen Intelligenzen besonders leicht übernehmen – und hartnäckig an ihnen festhalten, wie Forscherinnen in „Science“ berichten. So ist unsere menschliche Psyche darauf geeicht, kompetent klingende Aussagen zu glauben, vor allem, wenn sie sich häufen und von vermeintlich kenntnisreichen Gegenübern stammen. Einmal etabliert, lassen sich dann solche in unserer Psyche verankerten Ansichten kaum noch korrigieren.
Dass künstliche Intelligenzen wie ChatGPT, BARD und Co über ihre Trainingsdaten auch Vorurteile und Falschinformationen lernen und dann weiterverbreiten, ist nicht neu. Unternehmen wie OpenAI, Microsoft oder Google versuchen dies zu vermeiden, indem sie ihre KI-Systeme „nachsitzen“ lassen oder nachträgliche Filter einbauen. Auch wenn dies bisher nur bedingt funktioniert – solche „Halluzinationen“ und Verzerrungen tun dem Erfolg der generativen KI-Systeme keinen Abbruch.

Drei psychologische Schwachstellen
Doch es gibt einen Aspekt, der bisher unterschätzt wurde: Die KI-generierten Inhalte – und die darin enthaltenen Verzerrungen – setzen sich besonders nachhaltig und effektiv fest. Dafür sorgen psychologische Mechanismen, die tief in uns Menschen verankert sind. „Drei Grundprinzipien der Humanpsychologie können deutlich machen, wo die Gefahren liegen“, erklären die Psychologin Celeste Kidd von der University of California in Berkeley und die Computerwissenschaftlerin Abeba Birhane vom Trinity College Dublin.
Die erste Falle: Wir Menschen formen stärkere, haltbarere Ansichten, wenn wir die zugrundeliegende Information von Akteuren erhalten, die wir als kenntnisreich und überzeugt einschätzen. Je bestimmter und scheinbar kompetenter jemand auftritt, desto eher glauben wir dem von ihm Gesagten. Dabei spielt auch die Art des Sprechens eine wichtige Rolle: „Menschen kommunizieren ihre Ungewissheit meist durch Phrasen wie ‚ich glaube‘, durch eine verzögerte Antwort, durch Pausen im Sprachfluss oder auch Korrekturen“, erklären Kidd und Birhane.