Ob Ekel, Krankheit oder schwankendes Schiffsdeck: Wenn uns übel ist, vergeht uns der Appetit. Was dabei im Gehirn passiert, haben nun Neurobiologen entschlüsselt – und dabei einen zuvor unerkannten Mechanismus entdeckt. Demnach feuern bei Übelkeit spezielle Zellen in der Amygdala und senden appetithemmende Signale an Areale im gesamten Gehirn. Selbst großer Hunger kann ihr Stoppsignal kaum durchbrechen. Doch diese Neuronen bewirken noch mehr als nur Appetitverlust, wie das Team in „Cell Reports“ berichtet.
Es gibt einiges, das uns den Appetit verschlagen kann: Starker Stress, eine Infektion oder auch Reiseübelkeit und der Anblick von etwas Ekligem können uns „auf den Magen schlagen“ und Übelkeit auslösen. Wir bringen dann kein Essen mehr hinunter, selbst wenn wir eigentlich hungrig sind. Dem Körper verschafft die Essenspause dadurch Zeit und Ressourcen, um sich auf die unmittelbaren Probleme zu konzentrieren.
Doch wodurch wird der typische Appetitverlust bei Übelkeit ausgelöst? Zwar sind die Hirnareale und Schaltkreise bekannt, durch die unser Gehirn das normale Sättigungs- und Hungergefühl reguliert. Doch ob sie auch dafür verantwortlich sind, dass uns die Übelkeit den Appetit verdirbt, war unklar.
Wenn Mäusen übel ist
Um diese Frage zu klären, haben Wenyu Ding vom Max-Planck-Institut für biologische Intelligenz in Martinsried und ihre Kollegen sich eine Hirnregion näher angeschaut: die Amygdala. Sie ist ein wichtiges Zentrum für die Verarbeitung von Emotionen, darunter vor allem der Angst. Im zentralen Teil dieses Hirnareals liegen aber auch Neuronen, die die Sättigung steuern. Doch welche davon feuern auch bei Übelkeit? Und wie weit reichen diese Signale?